HOLGER KISTENMACHER
Anne Berning
“In the room the women come and go talking of Michelangelo”
Overbeck-Gesellschaft, Lübeck, 3.11. – 15.12.2002
Die Malerei ist tot – es lebe die Malerei. Die Zeichen sind eindeutig. Während in den letzten Jahren klar der Trend in der Kunst Richtung Fotografie, Video und Installation zeigte, scheint eine Renaissance der Malerei unübersehbar. Diese uralte Disziplin wird auch gerade vom künstlerischen Nachwuchs wieder mit Nachdruck betrieben. Viele plündern sich dabei munter durch die Kunstgeschichte. Mitunter entsteht dabei tatsächlich aber auch etwas Eigenständiges, etwas Neues.
Anne Berning gehört zum Beispiel zu diesen Künstlern. Die Berliner Malerin, Jahrgang 1958, setzt dabei hauptsächlich auf den Dialog, die Kommunikation mit der Kunst und über die Kunst. In ihrer Lübecker Ausstellung “In the room the women come and go talking of Michelangelo” zeigt bereits der Titel der Schau, dass es ihr um Gespräche, Diskussion und Auseinandersetzung mit Malerei geht. Es handelt sich hierbei um ein Zitat einer Zeile aus dem Gedicht “Love song of J.Alfred Pufrock” von T.S.Elliot. Dieses Sprechen über Kunst thematisiert Anne Berning in ihren Arbeiten, in dem sie mit unterschwelligem Humor scheinbar Gegensätzliches miteinander konfrontiert. In Sinne der Konzeptkunst analysiert sie die Produktions-, Reproduktions- und Rezeptionsbedingungen von Malerei und eröffnet damit die Diskussion um die Autonomie des Kunstwerks oder die Autorschaft des Künstlers.
Bei ihren Bildmotiven bedient sich Anne Berning in der gesamten westlich Malereigeschichte, von Vermeer und Caspar David Friedrich über Alex Katz und Ed Ruscha bis zu Joseph Beuys und On Kawara. So zeigt sie im ersten Raum der Ausstellung ein…
