Bergisch Gladbach
Bibliomania
Das Buch in der Kunst
Kunstmuseum Villa Zanders 03.09.2022 – 08.01.2023
von Reinhard Ermen
Bibliomanie? Wahrig sagt „Büchersammelwut“, Hiller spricht unter anderem vom „Bücherwahn“ von einer „krankhaft überspitzten Bücherliebe“. Die Kuratorinnen haben eine vornehmere Variante im Sinn, mit „Bibliomania“ meinen sie „eher“ einen „Begriff, der die unendliche Menge dem Buch gewidmeter Kunstwerke zu umfassen versucht.“ In der Tat, diese Ausstellung mit ihren 198 Exponaten von 43 Künstlerinnen und Künstlern ist umfassend, es geht um eine Phänomenologie des BUCHs, dessen Funktion und Anmutung seit dem sechsten Jahrhundert, als der „Codex“ (kurz: Die Lagen, zwei Deckel und ein Rücken) sich durchsetzte, bis heute geblieben ist. Zu bestaunen ist ein Wunder an Nachhaltigkeit in Bezug auf das Speichern von Poesie und Wissen.
Der Content spielt in Bergisch Gladbach allerdings kaum eine Rolle, das „Haptische“ und die damit konnotierten Potentiale stehen im Zentrum, schließlich liegt der Sammlungsschwerpunkt der Villa Zanders auf Arbeiten mit Papier. Der „Wahn“ lässt sich indessen nicht ganz abschütteln, die Objekte künstlerischer Begierden werden schon mal zu Tode geliebt, sie müssen sich dann einiges gefallen lassen, sie werden im Mauerverbund zu Ziegeln (Hubertus Gojowczyk) oder aufgebohrt, um zu blühen (Oskar Holweck), ein anderer hat sie durch den Fleischwolf gezwungen (Dieter Roth) und Literaturwürste daraus gemacht. Gelegentlich machen sich die Bücher auch selbständig, Peter Wüthrich lässt sie jedenfalls frei, sie siedeln auf den T-Balken wie die Spatzen, in den Fluxus Phantasien von Takako Saito haben sie sich fast ganz von gängigen Typologien gelöst. Und dann gibt es noch die goldenen Käfige, etwa die…