Renate Puvogel
Campo 6 – The Spiral Village
Bonnefantenmuseum, Maastricht, 26.1. – 25.5.1997
An der aktuellen Kunstdiskussion hat das Bonnefanten Museum schon lange nicht mehr in der Weise teilgenommen, wie es mit dieser Ausstellung geschieht. Auf Grund der langen Laufzeit kann das Unternehmen und sein Initiator Francesco Bonami in Maastricht hoffentlich mit einem ebenso großen Echo rechnen wie auf seiner ersten Station in Turin im vergangenen Jahr. Bonami hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, an Hand der Beiträge von 16 Künstlern aus 10 Ländern ein zentrales Thema unserer sich radikal verändernden Selbst- und Welterfahrung anzugehen. Den Begriff McLuhans einer ‘Global Village’ in ‘Spiral Village’ modifizierend, stellt Bonami der fortschreitenden Ausweitung unserer Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten den individuell bestimmten, privaten Raum gegenüber. Ist doch der Optimismus der 60er Jahre, jedem stehe auf Grund des neuen Verkehrs- und Kommunikationsangebots die ganze Welt offen, längst der eher skeptischen Einsicht gewichen, der Mensch sei angesichts des zu bewältigenden Stoffs überfordert. Die Symptome dieses Dilemmas sind eingehend erörtert: zu beobachten ist, wie die Welt in vielen Lebensbereichen zerfällt, fragmentiert ist, daß Wohlstand und Armut auseinanderdriften, wir nehmen an ethnischen, politischen und religiösen Konflikten teil, und alleingelassen erkauft sich der Einzelne den Traum virtueller Welten unter Verlust seines realen Lebensbezugs. Macht sich bei den letztlich Priviligierten bereits Skepsis breit, so können weite Teile der Weltbevölkerung am internationalen Geschehen gar nicht teilnehmen und ‘fallen durchs Netz’. Das gilt sowohl für die Kranken und Armen nebenan wie für die gesamte Bevölkerung der 3. Welt. Bonami geht der Frage nach, in welchem…