Dänemark Kalaallit Nunaat
Inuuteq Storch
RISE OF THE SUNKEN SUN
Kommissar: National Gallery of Canada Kuratorin: Gaëtane Verna Ort: Giardini
Qaanaaq gilt als nördlichste Stadt der Welt, ursprünglich gegründet im Zuge einer Zwangsumsiedlung, die mit dem Bau der Thule Airbase an der Stelle des Ortes Uummannaq erforderlich geworden war. Lange wurde dieser Teil Grönlands als letzter Ort ‚authentischer‘ Inuit-Kultur betrachtet. In Qaanaaq entstand während eines kurzen, gleißend hellen Sommers Inuuteq Storchs jüngste Fotoserie Soon Will Summer be Over. Außen- und Innenansichten, vom Klimawandel bedrohte Praktiken des Jagens und Fischens sowie Spuren der um 1721 einsetzenden Kolonisation überlagern sich in diesen Aufnahmen.
Im 2024 explizit grönländischen Pavillon werden sechs Fotoserien zusammengeführt, die durch wertschätzende Einbindung von Amateurfotografie an Intimität noch hinzugewinnen. Mit Rise of the Sunken Sun spielt Storch auf die grönländische Flagge sowie die Klangähnlichkeit zwischen „sun“ und „son“, „Sohn“ und „Sonne“ an. Freundschaftliche, familiäre und intergenerationelle Beziehungen greift er ebenso auf wie das kolonial, teils von einer Infantilisierung der Grönländer*innen geprägte Verhältnis zwischen Dänemark und Kalaallit Nunaat – so heißt Grönland in der Sprache der inuitisch-skandinavischen Bevölkerung.
1953 wurde aus der Kolonie eine dänische Provinz, erst seit 2009 gibt es die „grönländische Selbstregierung“ (Selvstyre). Die Archive sind voller Fotografien aus Perspektive dänischer Geistlicher und Expeditionsreisender, die Kalaalit Nunaat verwalteten, kartierten, missionierten. Diese Geschichten spiegeln sich in den Aufnahmen John Møllers (1867–1935), des ersten Kalaaleq Fotografen in der dänischen Kolonie. Storchs Mirrored (2021) stellt eine Auswahl von Møllers Motiven (ca. 1880–1930), die oft dänische Kolonisatoren porträtieren, unmittelbar seiner Serie Keepers…