Das Kunstwerk als lebendiges System
Interview mit Christa Sommerer & Laurent Mignonneau
Von Pamela C. Scorzin
Das österreichisch-französische Künstlerduo Christa Sommerer und Laurent Mignonneau hat an der Schnittstelle von Naturwissenschaft, Technik und Kunst in den letzten Jahrzehnten grundlegende Pionierarbeit für die „Art of Interface“ geleistet. Die beiden Künstler*innen konzipieren und gestalten innovative wie intuitive technologische Schnittstellen, die eine physische Interaktion zwischen simulativen Bildwelten und der realen Welt der natürlichen Sinnesorgane ermöglichen. Haptisch-taktile Momente wie Berühren, Streicheln, Fühlen, Tippen oder Zeichnen erwecken die digitalen Computerbildwelten ihrer Medien-Installationen frappierend zum Leben. Dabei nutzten die beiden Digitalpioniere schon früh Algorithmen und technische Prozesse, um nicht nur künstliche Formen des biologisch Lebendigen, sondern auch dessen Entwicklung, Wachstum, Selbstvermehrung, Verwandlung, Vernichtung und Sterben in virtuellen Welten oder immersiven Umgebungen darzustellen. Es geht um (Ko-)Existenz und (Ko-) Evolution – des Natürlichen wie des Künstlichen.
Christa Sommerer & Laurent Mignonneau haben damit die Weiterentwicklung der bewegten Bildmedien zu quasi-lebendigen Kunstwelten maßgeblich geprägt. Als Künstlerforscher*innen vereinen sie seit ihrer Begegnung bei Peter Weibel am Institut für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt am Main Programmier- und Technikkenntnis mit singulärer künstlerischer Gestaltungskompetenz und ästhetischem Feinsinn. Gemeinsam haben sie seit 1992 rund 55 interaktive Kunstwerke geschaffen, die bislang in rund 350 Ausstellungen global gezeigt wurden. Christa Sommerer und Laurent Mignonneau erhielten als Künstlerpaar zahlreiche renommierte Auszeichnungen, darunter den Österreichischen Staatspreis für Kunst, den Ars Electronica Golden Nica Award und den Wu Guanzhong Art and Science Innovation Award.
Pamela C. Scorzin: Liebe Christa Sommerer, lieber Laurent Mignonneau, seit mehr als 30…
