Tamiko Thiel
AR-Kunstwerke sind – wie die Liebe – real, aber nicht greifbar.
Ein Gespräch von Pamela C. Scorzin
Tamiko Thiel (geboren 1957 in Oakland, Kalifornien, USA) gehört zu den lange zu wenig beachteten internationalen Medienkünstlerinnen, die schon sehr früh Mixed Reality-Arbeiten schufen, als gerade VR- und AR-Technologien und neue Visualisierungs geräte erst noch entwickelt wurden. Dank ihrem umfangreichen Technikwissen, welches sie durch einen Bachelor in General Engineering / Produktdesign (1979 an der Stanford University) und einen Master in Mechanical Engineering (1983 am MIT, Cambridge, MA) erworben hat, sowie ihren fundierten Programmierkenntnissen bereichert sie seit Jahrzehnten mit interaktiven und immersiven Werken die internationale Digitalkunst. Erst 2018 wurde sie mit dem iX Visionary Pioneer Award von SAT Montreal für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, womit insbesondere ihre Medienkunstwerke gewürdigt wurden, die sich mit sozialen, historischen und umweltkritischen Themen auseinandersetzen und auf das Verhältnis von Körper, Raum und Technik fokussieren.
Die US-amerikanische Künstlerin deutsch-japanischer Abstammung begann zunächst als Maschinenbauingenieurin für Produktdesign und war zudem die leitende Produktdesignerin für Danny Hillis’ berühmt gewordener „Connection Machine CM-1 / CM-2“ (1986 / 1987, Thinking Machines Corp.), dem ersten kommerziellen Supercomputer für Künstliche Intelligenz und im Jahr 1989 sogar der schnellste Computer der Welt. Diese leistungsstarke und optisch ansprechende Rechenmaschine beeinflusste die KI-Technologie von Google und inspirierte ferner Apple-Mitgründer Steve Jobs. Sie befindet sich heute in den Sammlungen des MoMA in New York und der Smithsonian Institution. Tamiko Thiel hat in der Folge in ihrer Kunst ebenfalls KI eingesetzt, um partizipatorische, multi-perspektivische wie auch kritisch-reflexive Werke zu schaffen.
Als…
