(IM)MATERIAL MATTER
Über das Kuratieren von Online-Ausstellungen
von Peggy Schoenegge
Im postdigitalen Zeitalter – einer Zeit, in der sich das Digitale als fester Bestandteil unseres täglichen Lebens etabliert hat – gewinnen Online-Ausstellungen immer mehr an Bedeutung. Diese Entwicklung wurde nicht zuletzt durch die Pandemie beschleunigt. Institutionen, Kunstgalerien und andere Akteur*innen des Kunst- und Kulturbetriebes erweitern ihren Handlungsrahmen ins Internet und erschaffen neue Räume der Kunsterfahrung, um ihre Sammlungen und Ausstellungen online zu präsentieren. Dabei bietet die Möglichkeit, Kunstwerke und Exponate digital auszustellen, zahlreiche Vorteile: Sie fördert einen (kosten-)freien und barrierearmen Zugang und die Teilhabe an der Kunst – unabhängig von Öffnungszeiten und anderen Zugangsbeschränkungen. Online-Ausstellungen holen das so oft herbei gewünschte jüngere Publikum dort ab, wo es sich zu einem Großteil seiner Zeit aufhält – im Netz, auf mobilen Geräten wie dem Smartphone. Die Kunst erreicht so eine breite Öffentlichkeit unabhängig von ihrem physischen Standort und der lokalen Reichweite. Sie ist weltweit zugänglich und bietet eine Alternative zur analogen Kunstbetrachtung. Damit ist sie ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren Kunstwelt, die sich die aktuellen technischen Mittel aneignet.
Die Nutzung des Internets als Kunstraum ist dabei kein neues Phänomen. Bereits seit den frühen 1990er-Jahren verwendeten Künstler*innen und Kulturschaffende Online-Plattformen, um alternative Präsentationsmöglichkeiten für die Kunst zu öffnen. Zu einem der wohl frühesten Projekte ist „The Thing“ (thing.net, 1991) zu zählen, das von Wolfgang Staehle gegründet wurde und als eine Art Forum zum Austausch von Kunst und Künstler*innen diente. Des Weiteren ist die Plattform „Hyper X“ (1995) zu nennen. In diesem digitalen Ausstellungsraum für…