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Ausstellungen: Düsseldorf · von Sabine Elsa Müller · S. 232 - 233
Ausstellungen: Düsseldorf ,

Düsseldorf
Jenny Holzer

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21 11.03.– 06.08.2023
von Sabine Elsa Müller

Jenny Holzers Ausstellungen sind berühmt dafür, unter die Haut zu gehen. Auch in Düsseldorf gelingt es ihr wieder, diesen Sog herzustellen, der Körper und Geist gleichermaßen einbezieht, die Aufmerksamkeit fesselt und eine starke Spannung zwischen Faszination und Abstoßung entstehen lässt. Holzer arbeitet mit einer bühnenreifen Raum- und Lichtdramaturgie, der sich die Besucherinnen und Besucher als teilnehmende Akteure kaum entziehen können.

Die Inszenierung ist zweigeteilt. Steigt man ins fensterlose Untergeschoss hinab, findet man sich wieder in einem stark verdunkelten höhlenartigen Raum, der wenig Orientierungshilfe bietet. Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf die Wände, die ganzflächig mit Texten überzogen sind. Holzer orchestriert ihre frühen Plakatserien, die Truisms (Binsenweisheiten) aus den späten 1970er Jahren und die danach folgenden Inflammatory Essays (aufrührerische Aufsätze), an denen sie bis 1982 arbeitete, auf packende Weise neu. Während die schwarz auf weiß gedruckten Truisms den in die Halle eingepflanzten, der Cella eines Tempels ähnlichen Kubus umkleiden, ziehen sich die auf plakativ farbigem Papier gedruckten Inflammatory Essays in ornamentaler Musterung über die Außenhaut des Raumes. In solcher Massivität wirken die Texte zunächst erschlagend, hat man sich aber erst einmal darauf eingelassen, ziehen sie die Lesenden unwillkürlich in ihren Bann. Die Sätze erscheinen wie nicht enden wollende Statements eines vielstimmigen Chores, die sich teilweise gegenseitig widersprechen, obwohl sie allesamt wahr und wie unumstößliche Tatsachen klingen. Beim Weiterlesen fällt es immer schwerer, eine eigene Position dazu aufrechtzuerhalten. Ein Lehrstück über die Macht der Sprache, über Demokratie, Meinungsfreiheit wie auch Demagogie, das in diesem…

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von Sabine Elsa Müller

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