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Ausstellungen: Bonn · von Martin Seidel · S. 242 - 244
Ausstellungen: Bonn ,

Bonn
Wiebke Siem

Das maximale Minimum
Kunstmuseum Bonn 01.06.–17.09.2023

von Martin Seidel

Vor gut zwei Jahren am Telefon erzählte Wiebke Siem, wie es war, als sie 2014 den Goslaer Kaiserring erhielt und wider Erwarten vieles blieb, wie es zuvor gewesen war. So steht die 1954 in Kiel geborene und in Berlin lebende Künstlerin neben den Größten der ganz Großen und doch etwas in deren und anderer Künstler*innen Schatten. Eine Unbekannte ist sie indes natürlich nicht. Und die Museen in Den Haag, Salzburg und Bonn, in deren Händen Konzept und Durchführung der aktuellen Ausstellung Das maximale Minimum liegen, tragen dazu bei, Siems Œuvre einem breiteren Publikum vertrauter zu machen. Werke aus vier Jahrzehnten lassen erkennen, mit welcher konzeptuellen Stärke und Konsequenz Wiebke Siem ihren künstlerischen Themen und Interessen nachgeht.

Die Motive und Bildsprache ihrer Objekte, Installationen und Environments sind immer doppelbödig: die frühen, nach Burda-Schnittmustern geschneiderten Kostüme; die Enfilade dysfunktionaler Hüte; die Stofffiguren und partizipativen Körperskulpturen; die skurrilen Figurenkombinate aus Klammern, Kochlöffeln, Waschbrettern, Besen, Spindeln, Schuhleisten, Hutschachteln, Spazierstöcken und anderem mehr. Alles hat mindestens eine zweite Ebene: so etwa die puppenstubenhaften Environments von Küchen und eines Schlafzimmers, deren Mobiliar der 1940 / 1950er Jahre eklatant aus der Zeit fällt und als authentische Versatzstücke einer anti-modern geprägten Lebenswirklichkeit mit Siems Artefakten kollidiert. Sympathisch und voller Leben dagegen kommen die hölzernen Kreisel, Bälle, Wippen aus der 4. Werkgruppe (1995 / 97) daher; doch taugen sie in Größe und Material nur der Betrachtung als travestierte Minimal Art und nicht als Spielgerät. Auch die einst mit Oppositionsgeist tatsächlich performativ…

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