Kunst und das Metaverse heute – ein Wettbewerbsfeld
Von Boris Magrini
Was ist das Metaverse – gibt es das wirklich?
In jüngster Zeit ist der Begriff „Metaverse“ in der Diskussion um die Entwicklung des sogenannten Web3 aufgetaucht, d. h., eines stärker dezentralisierten Internets auf der Grundlage von Blockchain-Technologien. Obwohl es keine genaue Definition des Metaversums gibt, können wir einige wiederkehrende Merkmale erkennen. Gegenwärtig bezeichnet der Begriff „Metaverse“ interaktive virtuelle Multi-User-Online-Räume, die häufig – aber nicht ausschließlich – für VR-Technologien geschaffen und manchmal mit Web3-spezifischen Anwendungen kombiniert werden – nicht zu verwechseln mit dem Web 3.0 oder semantischen Web –, d. h., mit der Möglichkeit, digitale Produkte und Tokens über Kryptowährungen zu handeln. Der Begriff tauchte erstmals 1992 in Neal Stephensons Cyberpunk-Roman1 auf. Er beschreibt heute keine wirklich neue Technologie oder gar eine neuartige Idee, sondern scheint gerade einen Hype zu erleben, der vor allem von kommerziellen Unternehmungen befördert wird, die diese virtuellen Räume als ‚Neuheit‘ bewerben.
Auf der Konferenz „Art in the Age of Metaverse“, die im Amsterdamer Kulturzentrum De Balie stattfand, schlug die Juristin und Forscherin Micaela Mantegna vor, das Metaverse konzeptionell mit einer Weintraube zu vergleichen.2 Nach dieser Analogie wäre das Metaversum eine Struktur, die verschiedene digitale Entitäten, zum Beispiel virtuelle Räume, soziale Netzwerke und Online-Geschäftsplattformen vereint und koordiniert, und sie auch mit der realen Welt und der realen Wirtschaft abstimmt. Die Traubenmetapher hilft, den Begriff Metaverse vom Begriff des ‚Cyberspaces‘ zu unterscheiden, welcher in den 1990er- und 2000er-Jahren verbreitet war, um das einfache Netzwerk von Computern und virtuellen Räumen des Internets…