Mixed Realities
Neue Wirklichkeiten in der Kunst
Herausgegeben von Pamela C. Scorzin
Analog oder digital scheint das neue ‚protestantisch oder katholisch‘. Für Kreative gibt es jedoch wie in polykulturellen Gemeinschaften kein ‚Entwederoder‘ mehr. Wir erleben vielmehr bunte Vermischungen. Mit der voranschreitenden Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelten wird nicht erst seit der Covid-19-Pandemie außerdem eine hybride Kommunikation zur Normalität. Das Physische und Reale werden auch in den Künsten zunehmend vom Virtuellen und Digitalen überlagert und durchdrungen. Beides verschmilzt zu einer neuen, erweiterten Realität und bringt uns dabei einen Schritt weiter in Richtung Metaversum, – der gehypten Vision einer immersiven und interaktiven 3-D-Online-Welt, in der wir zukünftig mit unseren Avataren als unseren digitalen Zwillingen ebenfalls alle erdenklichen Handlungen unseres alten, analogen Lebens vollziehen können, doch eben nicht mehr lokal gebunden und dezentral. ‚Phygital‘, ein Kofferwort aus physisch und digital, beschreibt die Tendenz zur umfassenden Hybridisierung von Wirklichkeitserfahrung und Handlungsoptionen.
Die aktuelle Digitalkunst reflektiert die Entwicklungen der neuesten Kommunikationstechnologien einerseits mit kritisch-analytischer Haltung, ist aber andererseits oftmals selbst auch Inspirator und Antreiber des kreativen Potenzials neuer hybrider Wirklichkeiten. Wir nennen sie Mixed Realities.
Extended Reality (XR, deutsch: erweiterte Realität) ist ein weiterer Überbegriff für die gesamte Bandbreite dieser neuen Hybridität. Diese reicht gemäß dem von Paul Milgram 1994 eingeführten Virtualitätskontinuum von komplett real bis zu komplett virtuell, d. h., beispielsweise vom gebauten Bühnenbild oder gemaltem Panorama bis hin zum interaktiven und immersiven Metaversum, das uns die Illusion respektive Simulation imaginärer als alteritärer Welten erlaubt. Daher umfasst MR (Mixed Reality) neben Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)…
