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Ausstellungen: Düsseldorf · von Thorsten Schneider · S. 253 - 254
Ausstellungen: Düsseldorf ,

Düsseldorf
Der Mucha – Ein Anfangsverdacht

Kunstsammlung NRW, K20 + K21 03.09.2022 – 22.01.2023
von Thorsten Schneider

Seit 2009 eine Debatte um einen möglichen (temporären) Abbau von Reinhard Muchas Rauminstallation „Das Deutschlandgerät“ (1990 / 2002 / 2021) im K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf entbrannte, stand im Raum, den Künstler stattdessen mit einer umfassenden Retrospektive in seiner Heimatstadt zu würdigen (siehe Helga Meister in KUNSTFORUM Bd. 199, 2009). 2022 ist es nun soweit. In einem Jahr, in dem so hitzig über deutsche Erinnerungskultur diskutiert wird, wie schon lange nicht mehr, regt nun auch Muchas Ausstellung die Auseinandersetzung mit ‚deutschen‘ Geschichtsbildern an. Maria Eichhorns diesjähriger Beitrag für den Deutschen Pavillon bei der 59. Biennale Venedig, wo 1990 auch Muchas „Deutschlandgerät“ Kunstgeschichte schrieb, oder Henrike Naumanns Ausstellung „Einstürzende Reichsbauten“ in Arno Brekers ehemaligem Atelier, dem heutigen Kunsthaus Dahlem, unterstreichen die anhaltende Aktualität des Themas.

Muchas Arbeiten, die irgendwie immer schon etwas aus der Zeit entrückt waren, passen damit perfekt in eine Gesellschaft, die glaubte, alles Nötige aus ihrer Geschichte bereits gelernt zu haben (hierzu Susann Neimann in KUNSTFORUM Bd. 284, 2022). Ihr Material ist das massive Mobiliar, der Objektbestand einer nicht allzu fernen Vergangenheit. Gegenstände, die stehen geblieben sind, da sie schlicht zu schwer oder zu sperrig sind, um sie einfach loszuwerden. Altlasten, im Wortsinn, über die sich hinwegsehen lässt, so lange sie nicht im Wege stehen. Mucha montiert diese Versatzstücke des vormals Modernen zu Zeitkapseln. Im Museum, das bekanntlich Proust in der Metapher des Bahnhofs, Valéry hingegen in der des Kampfplatzes beschrieb, erzeugen Muchas…

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von Thorsten Schneider

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