Peter Funken
Die Tropen
»Ansichten von der Mitte der Weltkugel«
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 12.9.2008 – 5.1.2009
Irgendetwas stimmt mit dieser Ausstellung nicht – das aber hat nichts mit den dort gezeigten Exponaten, den mehr als 200 alten Skulpturen, den zahlreichen Arbeiten der Gegenwartskunst oder dem Ausstellungskonzept zu tun, sondern mit der eingeschränkt europäischen Perspektive auf die Welt der Tropen und ihre Kulturen – also mit den eigenen, seltsamen Wahrnehmungsengpässen, den Projektionen auf das Exotische, mit den zahlreichen, in westlichen Köpfen verbunkerten Vorurteilen, die diese Ausstellung wie ein komplexes Paradox erscheinen lässt. Mit ihrem Konzept vertrauten die Kuratoren ganz und gar auf die Aussagekraft der Kunst – darin liegt eine Stärke des groß angelegten Projekts „Die Tropen – Ansichten von der Mitte der Weltkugel“. Vielleicht konnte es auch gar nicht anders sein, denn die Künstler sind immer noch die sensibleren Seismografen, die intelligenteren Berichterstatter, die originelleren Dokumentaristen, verglichen mit dem Heer an Journalisten, Ökonomen und Soziologen, ihren Informationen, ihrer Berichterstattung über die heißen Zonen ober- und unterhalb des Äquators: hört man heute in den Medien von Nigeria, dem Kongo, Sri Lanka, Indonesien, Thailand, Brasilien oder Bolivien, so geht es vorrangig entweder um Hunger- oder Umweltkatastrophen oder um explodierende Mega-Cities, um den Verlust ziviler Rechte, um Ausbeutung und Verteilungskämpfe. Das dies nicht alles ist, was die tropischen Länder und ihre Kulturen in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika ausmacht, dürfte bekannt sein, tritt aber vor dem in den Medien geschilderten Desastern in den Hintergrund. Die Ausstellung hingegen rückt gerade das kulturell Faszinierende in den Vordergrund…