DORA IMHOF
Douglas Gordon
Kunsthaus Bregenz, 19.1. – 14.4.2002
Für eine Werkfolge, die alle vier Stockwerke des Kunsthauses Bregenz einnimmt, hat sich Schotte Douglas Gordon vom 1824 anonym erschienenen Roman seines Landmanns James Hogg (1770-1835) inspirieren lassen. “The Confessions of a Justified Sinner” (Die Bekenntnisse eins gerechtfertigten Sünders) erzählen eine Geschichte über religiösen Wahn, Teufelspakt, Mord und Selbstmord in der Tradition der englischen Schauerromantik. Doch geht der 1964 in Glasgow geborene Gordon wohltuend unreißerisch mit diesem Thema um. Eher unüblich, bedenkt man, wie sehr viele der YBAs das Blut und den Schock lieben.
Vor allem durch seine Bearbeitungen von bestehendem Filmmaterial wurde Douglas Gordon weithin bekannt und mit Preisen überhäuft, am berühmtesten ist wohl die Verlangsamung des Hitchcockklassikers “Psycho” auf zwei Bilder in der Sekunde, die die Länge des Films auf 24 Stunden erhöhte (1993). Auch die Beschäftigung mit den “Confessions of a Justified Sinner” hat ihre Vorgeschichte in einer Arbeit mit Found Footage. Schon 1995/96 trug Gordons Doppelprojektion eines Horrorfilmes über Dr. Jekyll und Mr. Hyde aus den dreißiger Jahren diesen Titel.
In Bregenz greift Gordon nun direkt auf das ältere Medium, die Buchvorlage, zurück. Ganz sachte geht’s los im Erdgeschoss. In einer Vitrine liegen ein paar Blätter, eine kleine Auswahl von Gordons Abschriften des Buchs. Seite für Seite hat der Künstler am vergangenen Jahreswechsel unterwegs zwischen Glasgow, London und New York einen Teil des Buchs abgeschrieben, rund 140 Manuskriptseiten sind es geworden. Ein altertümliches, zeitraubendes Exerzitium, das einiges von der Obsessivität des Romanhelden ahnen lässt. Gordons Übertragungen, “Drawings” genannt, machen einen Teil…