Empörung, Akzeptanz und Kritik
Laszlo Glozer setzte als Kritiker Maßstäbe und kuratierte mit Kasper König 1981 die legendäre Ausstellung „Westkunst“
Heinz Schütz traf ihn zum Gespräch
Kunst ereignet sich in einem Spannungsfeld aus Empörung, Akzeptanz und Kritik. In einem Überblick, der vom „Moderne-Bashing“ der 50er-Jahre, über die dann von radikalen Kunstpositionen ausgelöste Empörung, bis hin zur Skandalisierung der documenta fifteen reicht, wird dieses Spannungsfeld im Gespräch mit Laszlo Glozer erörtert. Laszlo Glozer setzte als Kritiker Maßstäbe. Mit der legendären Ausstellung „Westkunst“, die er zusammen mit Kasper König kuratierte, positionierte er sich im Kunstdiskurs der Moderne-Postmoderne.
Heinz Schütz: Nach der Niederschlagung des Aufstands in Ungarn 1956, gingst Du nach Freiburg und hast dort Kunstgeschichte studiert. Die sozialistische Doktrin der Ostblockländer setzte moderne und avantgardistische Kunst auf den Index. Was waren Deine Freiburger Erfahrungen mit der Moderne?
Laszlo Glozer: In Freiburg bin ich sozusagen kopfüber in eine moderne Welt hineingestürzt, in eine Welt mit zeitgenössischen Erscheinungsformen, die wir in Ungarn damals nicht kannten. Was allerdings das Studium der Kunstgeschichte anbelangt, so war es damals selbstverständlich, dass sich das Fach mit der Kunst der großen Epochen und Stile beschäftigt und mit dem 19. Jahrhundert endet. Moderne Kunst, geschweige denn zeitgenössische Kunst, war kein Thema. Die Kluft zwischen dem Kunstgeschichtsstudium und der gelebten Gegenwart war grotesk. Das kann man heute, wo Doktorarbeiten bereits über junge Künstler und Künstlerinnen geschrieben werden, überhaupt nicht mehr verstehen. In der Stadt traf ich dann Künstler, die abstrakt malten, was für mich merkwürdig und zugleich immens interessant war. Sie bewegten…