Michael Nungesser
Esra Ersen
»Reisende – Passengers – Yolcular«
Tanas, Berlin 8.9. – 28.11.2009
Esra Ersen (geb. 1970 in Ankara) arbeitet mit verschiedenen Medien – Video, Fotografie und Installation. Nach der Teilnahme an zahlreichen internationalen Ausstellungen (z.B. Biennale, Istanbul 1995 und 2003; Manifesta, Frankfurt 2002; Biennalen in Liverpool und Sao Paulo, 2006) findet nun ihre erste, von René Block kuratierte Einzelausstellung in Deutschland bei Tanas (eine Initiative der Vehbi Koç Stiftung, Istanbul) in Berlin statt. Die Künstlerin, die in Istanbul und Berlin lebt, ist viel unterwegs und erhielt schon mehrere Gaststipendien, die mit Aufenthalten in verschiedenen Städten verbunden waren.
Ersens Werk basiert auf der Langzeitbeobachtung kultureller, sozialer und politischer Veränderungen der heutigen, von Migration geprägten Welt. Sie untersucht die Auswirkungen des urbanen Umfeldes auf die Menschen und die Herausbildung von Identität, das Verhältnis von Tradition und Moderne, die Beziehungen der Generationen zueinander, die Folgen von Entwurzelung in einer auf Mobilität und Mediatisierung basierenden Gesellschaft. Ersen stellt dabei – nach ausführlichen Recherchen vor Ort – die Protagonisten selbst in den Mittelpunkt, lässt sie agieren, sprechen, kommentieren – sie selbst hält sich bewusst zurück.
Im Zentrum der Ausstellung steht die im Auftrag von Tanas entstandene zweikanalige Videoinstallation “Reisende” (2009). Anregung dafür fand Ersen in einem Zeitungsbericht aus Istanbul, der von ländlichen Einwanderern handelte, die auch nach jahrzehntelangem Wohnen in einer der größten Metropolen der Welt noch nicht das Meer und den Bosporus gesehen hatten. Sie filmte die Busfahrt einer solchen Gruppe von Frauen mit Kindern und einigen männlichen Verwandten, die an ihren Vororten abgeholt und zum…
