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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 401 - 402
Ausstellungen: London , 2004

EDGAR SCHMITZ
Gläserner Sarg

Michael Elmgreen und Ingar Dragset in Untitled, Tate Modern
12.05.04-04.07.04

So, wie Elmgreen und Dragset sie bespielen, ist die neue Untitled Gallery in Tate Modern erstmal ein großer leerer Saal, genau so scheinbar neutral wie die Kunst-Architekturen, die das Künstlerduo in den neunziger Jahren immer wieder in neue metaphorische wie faktische Zusammenhänge einband. In ihrer Serie von powerless structures versenkten sie so zum Beispiel einen formelhaften White Cube halb in einen für nächtlichen Sex bekannten Park und verwandelten sein Inneres durch labyrinthische Öffnungen für Blicke und Körperteile in einen modellhaften Cruising Ground. Egal wie fremdartig und deplaziert sie wirkte, in das Cruising des Parks schrieb sich die Struktur auch als Fortführung ein, insofern Cruising sowieso immer Übernahme gegebener Formen ist (natürlicher oder gebauter), die vereinnahmt, neu besetzt und aufgeladen werden. Elmgreen und Dragsets Arbeit führt genau das fort, nur dass die Umnutzung hier eben von vorneherein angelegt ist. Gleichzeitig aber (und diese doppelte Ausrichtung ist grundlegend) lässt sich die Arbeit auch als neu gefasster Kunstraum lesen, als Raum für Intimität und Betrachtung, der dem Regime des Außen entzogen scheint und Formen von Konzentration und Wahrnehmung erlaubt, die ansonsten nur fragmentarisch möglich sind und andauernd unter dem Druck anderer Abläufe und Normatierungen stehen. Auch und gerade als Cruising Ground ist der versetzte Elfenbeinturm modellhafte ästhetische Situation und präsentiert sich als erweiterter und damit neu eingefasster White Cube.

Es ging in diesen und anderen Arbeiten der Serie jenseits der offensichtlichen provokativen Geste um Innen und Außen und um Vermittlungen zwischen Kunst…



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