Berlin
Hassan Sharif
I Am The Single Work Artist
KW Institute for Contemporary Art 29.02.– 03.05.2020
von Ingo Arend
Grün, blau, rot, gelb, rosa. Man muss nicht lange nachdenken, um die Botschaft zu entschlüsseln, die der Berg bunt leuchtender Flip-Flops birgt. Die zu einem großen Haufen getürmten, billigen Plastiksandalen, alle sorgsam mit silbernem Draht zu einem Paar gebündelt, sind natürlich ein Tribut an Marcel Duchamps, sie bedienen sich des Farbspektrums der Pop-Art und sie rufen die Massenkultur auf. Was die Arbeit freilich spannend macht, ist, dass sie in einem nicht-westlichen Kontext entstanden ist.
„Slippers and Wire“ hat Hassan Sharif die Arbeit aus dem Jahr 2009 genannt. Und sie markiert so etwas wie einen Höhepunkt im Schaffen des 1951 in Dubai geborenen Künstlers. Bis zu seinem Tod im Jahr 2016 hatte er sich den Ruf des wichtigsten Künstlers der Emirate erarbeitet. Es ist ein nicht genug zu lobendes Verdienst der Kunst Werke, dass sie dieses großartige Werk zum ersten Mal in Deutschland im Zusammenhang zugänglich gemacht haben. Wenn heute über den kometenhaften Aufstieg der Emirate auf der Bühne der internationalen Politik und Kultur gesprochen wird, dann hat das nicht nur etwas mit dem märchenhaften, in Wolkenkratzer, Fördertürme und Luxus-Museen investierten Reichtum der Familienclans am Persischen Golf zu tun. Die Schau legt etwas von der kreativen Energie unbotmäßiger Geister offen, die sich dort ab der Mitte des 20. Jahrhunderts ebenfalls zu entwickeln begann, ohne, dass es der Westen zunächst bemerkte. Die Schau umfasst eine Zeitspanne von vierzig Jahren, die eine typische Entwicklung nachzuvollziehen hilft. Rund 150…