Berlin
Moyra Davey – Peter Hujar
Galerie Buchholz 13.02.– 11.04.2020
von Jens Asthoff
Man versteht die Ausstellung vermutlich tiefer, sieht sie genauer, wenn man sie als Wagnis begreift. Als „eine riskante Angelegenheit“ („a risky act“) beschreibt sie Moyra Davey gleich zu Beginn ihres begleitenden Texts, denn sie kuratiert hier eigene Fotoarbeiten zusammen mit denen des 1987 verstorbenen Peter Hujar. Mit seinem Werk, so schreibt sie, sei sie „seit Langem vertraut“. Persönlich getroffen haben sich die 1958 geborene US-Künstlerin und der 24 Jahre ältere Hujar, die beide in New York leb(t) en, allerdings nie. Ihre Auseinandersetzung mit seinem Werk manifestiert sich u. a. im Video Hujar / Palermo (2010), das hier ebenfalls zu sehen ist
Die gut vierminütige Sequenz konzentriert sich aufs Durchblättern von Hujars erstem Fotoband Portraits in Life and Death (1976). Man blickt aufs Cover, eine Hand öffnet das Buch, blättert von hinten nach vorn durch zwei Kapitel. So erscheinen die Toten zuerst: 1963 fotografierte Hujar Mumien in den Katakomben in Palermo. Dann die Lebenden: Freunde und Wegbegleiter, aufgenommen zwischen 1974 und 1975. Kontinuierlich folgt Seite um Seite, ruhig verweilt der Kamerablick auf den Fotos, zoomt gelegentlich auf Text oder Bildunterschrift; neben einem Porträt liest man den Namen „Paul Thek“ (der Künstler war Hujars Lebensgefährte, in der Schau sind eindrucksvolle Farbporträts von ihm zu sehen), kurz darauf „Susan Sontag“, die in Portraits den einleitenden Essay schrieb. Dazu die Tonspur mit leisem Umgebungsgeräusch, Seitenblättern, Atmen, kaum mehr. Bildlektüre in Echtzeit und Ausdruck reiner Gegenwart: „Life is a movie. Death is a photograph“, so…