Bonn
Jeremy Deller
Wir haben die Schnauze voll
Bonner Kunstverein 16.02.–05.07.2020
von Annelie Pohlen
Von hinten angestrahlt beleuchtet ein Banner in erhabenem Rot den ansonsten abgedunkelten Raum. Ein in vielen, auch weniger Hochkultur affinen Milieus weltweit vertrauter Sound lockt durch einen schmalen Spalt hinter den schwarzen Vorhang.
Und dies vorbehaltlos zum Start: Das ‚Schauspiel‘ auf der großen Projektionsfläche ist von Anfang bis Ende bewegend schön, selbst dann noch, wenn die Kamera die qualmende Industrielandschaft irgendwo in der rheinischen Ebene zwischen Bonn und Köln oder das von Stadtbewohnern nicht übermäßig geliebte, hektische Gewusel zwischen öffentlichen wie privaten Verkehrsteilnehmen an zentralen Kreuzungen einfängt. Dass dies gelingt, verdankt die Aufführung einer von subtiler Leichtigkeit in Bewegung gehaltenen, hintergründig aufgeladenen kreativen Kooperation zwischen Beethoven, ‚seinem‘ Orchester samt Generalmusikdirektor und Kindern aus Bonn und der Region im Konzertsaal, in Bildungseinrichtungen, im privaten und im öffentlichen Raum. Die Botschaft vom festlichen Banner klingt weniger erhaben: Wir haben die Schnauze voll. Anlass für das so betitelte Werk ist Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag. Nicht dass sich Bonn, die einstmals kurfürstliche Residenz, dann Bundeshauptstadt, die sich nun immerhin UN-Stadt nennen darf, nach dessen Weggang im Alter von 22 Jahren je als Kommune selbst sonderlich um ihren Superstar gekümmert hat. Das überlässt sie – nach Abzug der Kultur sinnigen Fürstenhäuser – mit engagierter Dankbarkeit gerne mal dem Einfallsreichtum privater Initiativen.
So wie nun dem Bonner Kunstverein, der seinerseits unterstützt von der durch zähes bürgerliches Ringen entstandenen, öffentlichen Beethoven Jubiläums GmbH den 1966 in London geborenen Jeremy Deller in die Runde der Geburtstagsgäste einlud. Gemeinsam…