Leverkusen
Liebes Ding – Object Love
Museum Morsbroich 26.01.– 26.04.2020
von Susanne Boecker
10.000 Dinge soll der Europäer im Durchschnitt besitzen. 10.000 Dinge, die er gekauft, geerbt oder geschenkt bekommen hat. 10.000 Dinge, die er benutzt und betrachtet, reinigt und repariert, entsorgt und ersetzt. 10.000 Dinge, von denen er die meisten eigentlich gar nicht braucht. Warum umgeben wir uns mit so vielen Dingen? Warum mögen wir Dinge? Was tun wir mit ihnen – und was machen sie mit uns? Diesen Fragen widmet sich die Ausstellung „Liebes Ding – Object Love“.
Am Anfang bestimmte der Mensch die Dinge. Er erfand Werkzeuge, die ihm beim Überleben halfen. Doch bereits die ersten Schmuckstücke dienten anderen Zwecken, und im Laufe der Entwicklung verschoben sich die Verhältnisse immer mehr. Urbanisierung und Kolonialisierung setzten eine bis heute ungebrochene Konsumspirale in Gang. Die Ansprüche an Komfort und Sauberkeit stiegen kontinuierlich, neue Produkte und Innovationen erweckten neue Begehrlichkeiten, die industrielle Massenproduktion ermöglichte massenhaften Konsum, der – befeuert von einer manipulativen Werbeindustrie – mehr und mehr zum Selbstzweck wurde.
Heute werden die meisten Gegenstände nicht mehr aus einer funktionalen Bedürftigkeit gekauft, „sondern weil sie Speicher von Gefühlen, Identitäten und Handlungen sind“, konstatiert der Historiker Frank Trentmann. Die Digitalisierung verschiebt die Verhältnisse jetzt noch einmal: Smarte Objekte werden immer intelligenter und wir von ihnen immer abhängiger. Zugleich ist die Erde als unsere fundamentale Lebensbasis durch die Folgen dieser haltlosen Konsumkultur inzwischen massiv bedroht. Ob wir wollen oder nicht: Die Dinge bestimmen unser Leben. Das Spektrum unserer Verhaltensmöglichkeiten reicht von der Shopping-Orgie und Schnäppchenjagd bis…