Duisburg
Lynn Chadwick
Biester der Zeit
Lehmbruck Museum 29.02.– 26.07.2020
von Claudia Posca
Das sei den „Biestern der Zeit“ von Lynn Chadwick vorweggeschickt: Chapeau für den großen Herbert E. Read (1983 – 1968). 1952 hatte er, – wie so oft –, gut hingeguckt. Um sodann mit seiner Rede von einer „Geometrie der Angst“ anlässlich von sper-rig-argwöhnisch wirkenden, kantig-futuristischen Skulpturen einer ganzen Generation britischer Jung-Bildhauer die bekannte, genial-griffige Sentenz Kunstgeschichte in den Äther zu schicken. Ausgemacht hatte Herbert E. Read die auffällige Phänomenologie u. a. bei Kenneth Armitage, Reg Butler, Barbara Hepworth, Eduardo Paolozzi. Und nicht zuletzt auch, manche meinen sogar vornehmlich, beim Künstler-Autodidakten Lynn Chadwick (1914 – 2003), dessen „beasts“ zwar keine höllenschlundartigen Monster performen, aber doch von so spitzer Aggressivität und bösem Spott sind, dass sie Monströses im Gestrüpp andeuten in der Überzeugung, dass die Welt kein Ponyhof ist.
Wie und warum? Das hatten vor fünf Jahren schon Chadwick-Bronzen der 1950er und 60er Jahre im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal sondiert. Jetzt wird die biestige Aura als roter Faden und Statement von Identität und Haltung eines „wichtigsten Bildhauers Großbritanniens der Nachkriegszeit“ in der großangelegten, „ersten umfassenden, musealen Retrospektive in Deutschland“ im Lehmbruck Museum Duisburg entdeckt, – nach ersten und anders besetzten Stationen 2019 im Berliner Haus am Waldsee und im Georg Kolbe Museum Berlin (zusammen mit Katja Strunz und Hans Uhlmann). Beginnend mit frühen, feingliedrigen Mobiles und Stabiles über klein- und großformatige Werkgruppen mysteriöser Figurationen auf stelzigen Beinen bis zum Spätwerk der raumgreifenden Edelstahlskulpturen Lynn Chadwicks in eleganter Origa-mi-Falttechnik, – wirkungmächtig präsentiert in der…