Münster
Tobias Euler, Thies Mynther, Veit Sprenger
Moon Machine, Landing
Kunsthalle Münster 11.02.–22.6.2020
von Renate Puvogel
Zum 20. Todestag des blinden amerikanischen Komponisten, Dichters und Musiktheoretikers Moondog im vergangenen Jahr hatte der bildende Künstler Tobias Euler zusammen mit dem Komponisten Thies Mynther und dem Theatermacher Veit Sprenger eine mobile Musikmaschine konstruiert. Mit dieser war das Trio musizierend und deklamierend durch Münster gezogen, dort, wo Moondog (1916 – 1999) seine letzten Lebensjahre verbracht hat. Bis heute fasziniert und beeinflusst der eigensinnige Musikpoet Künstler aller Disziplinen. Geboren als Louis Thomas Hardin in Marysville im Mittleren Westen der USA, zog Moondog als Sohn eines Wanderpredigers durch amerikanische Lande. Dadurch kam er früh in Berührung mit der indigenen Bevölkerung und deren Mythen, Musik und Instrumenten. Ihr eindrucksvolles Trommeln ermunterte ihn nicht nur zum Schlagzeugspiel sondern setzte sich so tief in ihm fest, dass all seine Kompositionen stark von einem ataktischen, jazzähnlichen Rhythmus geprägt sind. Sechzehnjährig erblindete Moondog durch einen Unfall, ein Geschick, das ihn vollends in die Musikwelt trieb. Er eroberte für sich die abendländische Musik, zunächst die Barockmusik, und übte sich im Spiel mehrerer Musikinstrumente. Sein Gehör trainierte er dergestalt, dass er seine musikalischen Einfälle direkt in Blindenschrift notieren konnte. In Vitrinen der Ausstellung runden Beispiele dieser in Folien gestanzten Brailles neben weiteren aufschlussreichen Dokumenten das Bild vom Phänomen Moondog ab.
Im Jahre 1943 zog Moondog nach New York und wurde bald als „Viking of the 6th Avenue“ bekannt, denn an der Ecke 6th Ave. / 54th St. trug der Weißbärtige in körperlangem Umhang, mit Helm und…