Düsseldorf
Peter Lindbergh
Untold Stories
Kunstpalast 05.02.– 01.06.2020
von Helga Meister
Als Thomas Ruff in den 1980er Jahren seine Porträt-Serie großformatig abzog, ging ein Raunen durch die Kunstszene. Jetzt türmen sich die Aufnahmen von Peter Lindbergh (1944 – 2019) in Sälen mit Raumhöhen zwischen 8,70 und 12 Metern über- und nebeneinander. Und die Kunstgänger sind gebannt von den vielen Blicken, die von allen Seiten auf sie eindringen. Die Schau im Kunstpalast ist aber nicht nur ein Publikumsrenner, nicht nur das Defilee berühmter Models in den Aufnahmen eines Weltstars der Modefotografie, sondern ein Vermächtnis. Einen Monat vor seinem Tod im September 2019 gab Lindbergh die Inszenierung für seine Düsseldorfer Retrospektive frei. Es ist die erste und letzte Schau, die der berühmte Fotograf und Filmemacher in seinem Leben selbst kuratiert hat.
Er dreht den Film seines Lebens noch einmal neu, beginnt in der Auswahl seiner Aufnahmen ruppig und hart in Industrie-Locations und vor Ozeanriesen, blendet neben Jessica Castains leicht verheultem Gesicht die harte Strenge einer Helen Mirren ein, die mehrmals in dieser Inszenierung auftauchen wird, und zeigt damit sein filmisches Talent. Eine Schau, in der Bilderreihen etwa zum Thema der Entkleidung von Milla Jovochich im ausdrucksstarken Gesicht des Mannequins endet oder in der der nackte Körper in diversen Aktdarstellungen abgehandelt wird. Wenn dem Fotografen Personen ein Leben lang sehr nahegestanden haben, lässt er sie auch in mehreren Aufnahmen auftreten wie die junge, leicht schmollende Naomi Campbell aus dem Jahr 2000.
Es geht Lindbergh nicht mehr oder nicht nur um die makellose, glatte, jugendliche Schönheit des perfekt gestylten…