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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 42 - 47
Fragen zur Zeit ,

Fragen zur Zeit
Im Schatten der Stunde Null

Nach dem Ende der Covid-19-Krise wird sich zeigen, wie ernst es die Gesellschaft mit sich und der Kunst meint
von Michael Hübl

Sonntag vor der Stunde Null. Schauplatz: Schwetzingen, Kleinstadt mit Rokoko-Vergangenheit, heute neben Heidelberg beliebtester Ausflugs- und Tourismusmagnet in diesem Teil Deutschlands, der sich Metropolregion Rhein-Neckar nennt. Während aus Italien Bilder von de-Chirico-hafter Menschen leere übermittelt werden und im Radio zu hören ist, Österreich wolle anderntags selbst zu Kinderspielplätzen Polizei schicken, um auch dort Sozialkontakte zu unterbinden, herrscht auf dem Schwetzinger Schlossplatz Piazza-Gelassenheit. Aperölchen funkeln rötlich im Sonnenlicht, Craft-Biere schäumen ihren ostentativen Genießern entgegen. Schlangen an den Kassen zum Park. Im Obstgarten, der im Frühjahr als besondere Attraktion gilt, breiten die dicht gepflanzten Kirschbäume ihre rosigen Blütenschirme aus. Darunter: Picknick-Atmosphäre. Sind die Frauen und Männer angetreten, um durch Lust und Lässigkeit den Hiobsbotschaften zu trotzen, die zunächst aus China heranprasselten, dann, als am 22. Februar Norditalien als virulenter Infektionsherd ruchbar wurde, immer näher rückten? Nachrichten, die reihenweise Grenzschließungen nach sich zogen: Österreich zu Italien, dann auch zur Schweiz, Polen macht dicht, Tschechien kapselt sich ab. Dagegen: Schlendern in Schwetzingen, und nicht nur dort.1

Noch einmal sich frei fühlen, einen Sonnensonntag lang – vor dem großen Lockdown, vor der Stunde Null. Die kam prompt am Montag, 16. März 2020 mit einer langen, immer engmaschigeren Liste an Einschränkungen, Schließungen, Verboten.

Vom Obstgarten sind es nur ein paar Schritte zur Moschee mit ihrem nach allen Seiten offenen Wandelgang. Im Bann der Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 erhält der…

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