Frankfurt am Main
Fantastische Frauen
Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo
Schirn Kunsthalle 13.02. – 24.05.2020
von Michael Nungesser
Diese Ausstellung wird Kunstgeschichte schreiben. Nachdrücklich unterstreicht sie die Bedeutung des Surrealismus für die Moderne – ihrem Titel zum Trotz, der, etwas umständlich formuliert, mit der unsinnigen Formel „von … bis …“ erneut mit den Ikonen Meret Oppenheim und Frida Kahlo wirbt. Alle gezeigten Künstlerinnen – 36 aus elf Ländern mit ca. 260 Werken – erweitern unserer Kenntnis der surrealistischen Bildwelt. Erstaunlich, wie lange zu warten war. Einen ersten Überblick in Buchform gab 1985 „Women artists and the surrealist movement“ der Kunsthistorikerin Whitney Chadwick. Nach der Schau „Angels of Anarchy. Women Artists and Surrealism“ (2009) in Manchester greift nun endlich eine Ausstellung in Deutschland das Thema erneut auf und bietet ihm eine große Bühne. Als Lebensgefährtinnen bedeutender Männer (z. B. Hans Bellmer, Max Ernst, Wolfgang Paalen, Roland Penrose, Yves Tanguy) standen Surrealistinnen lange in deren Schatten, aus dem sie nun endlich heraustreten.
Die surrealistische Bewegung um André Breton war in den frühen 1920er Jahren vor allem eine literarisch geprägte Männerdomäne. Frauen spielten anfangs eher die Rolle von Muse, Modell, Geliebter, Schülerin oder Protokollantin, aber schnell emanzipierten sie sich aus dieser Abhängigkeit und entwickelten sich zu eigenständigen, künstlerisch tätigen Persönlichkeiten. Sie stellten meist erst ab den 1930er Jahren aus oder fanden sogar erst nach 1950 zum Breton-Kreis. Das gilt für die einzige deutsche Künstlerin der Ausstellung, Unica Zürn (1916 – 1970), deren zeichnerisch-filigranen Figurationen oft Anagramme einbezogen. Viele Künstlerinnen entwickelten sich, wie Kuratorin Ingrid…