Darmstadt
Kraftwerk Block Beuys
Hessisches Landesmuseum Darmstadt 14.02.– 24.05.2020
von Christian Huther
Wie erklärt man moderne Kunst, noch dazu einem toten Hasen? Das ist unmöglich, wird jeder sagen. Nicht so Joseph Beuys, der 1965 in der Düsseldorfer Galerie Schmela eine bizarre Szene aufführte mit dem Titel „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“. Genau das tat der Künstler (1921 – 86), dessen Gesicht mit Honig beschmiert und mit Blattgold überzogen war. Beuys sprach nicht viel bei der Aktion, er hielt den toten Hasen im Arm und tippte ab und an dessen Pfoten auf Kunstwerke in der Ausstellung.
Konservative Kunstkenner verstanden die Welt nicht mehr, für progessiver Denkende jedoch stellte endlich jemand die Kunst auf den Kopf, arbeitete mit Fett, Filz, Honig und Metall – alles Materialien, die Energie enthalten, speichern oder leiten. Der Hase symbolisiert in der Kunst die Natur, Fruchtbarkeit und Auferstehung. Eines der bekanntesten Kunstwerke überhaupt ist das Aquarell eines Hasen von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1502. Die Beuys-Aktion spielte also auf vielerlei an.
Einige Objekte daraus gingen in den „Block Beuys“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ein, darunter ein Hocker mit filzumwickeltem Bein und eine eiserne Sohle mit Magnet. Beuys richtete die Räume mit den 290 Objekten im April 1970 selbst ein und fügte später Teile hinzu. Den „Block Beuys“ verstand der Künstler als Energiespeicher – für den Betrachter ist es aber auch ein Parforceritt durch Kunst, Wissenschaft und Spiritualität, dokumentiert an Objekten von 1949 bis 1972. Insgesamt erstreckt sich die Installation über sieben große und kleine Räume in der…