vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Köln · S. 344 - 345
Ausstellungen: Köln , 1990

Jürgen Kisters
Henri Michaux / Robert Feintuch

Galerie Kren, 13.10.-11.11.1989

Kunst, die im stillen wächst, wird gewöhnlich von den meisten lange Zeit nicht wahrgenommen. Allerdings hinterläßt sie bei denen, die von ihr berührt werden, um so eindringlichere Spuren. Der belgische Franzose Henri Michaux und der Amerikaner Robert Feintuch stammen als Künstler aus ganz verschiedenen Generationen und kulturellen Traditionen; dennoch weist ihre Kunst eine überraschende Verwandtschaft auf, die zweifellos im Horchen auf die eigene innere Stimme ihren gemeinsamen Nenner hat. Der Galerist Alfred Kren hat sie deshalb auch in einer Ausstellung zusammengeführt.

Während Michaux’ Graphiken einem organischen, frei fließenden Kunstgestalten entstammen, sind die Bilder Feintuchs das Ergebnis genau berechneten Kalküls. Beides zusammen schafft für den Betrachter einen anregenden Gegensatz. Die spröde Schwere Feintuchs und das Zart-Flüchtige Michaux’ markieren formal weit voneinander entfernte Welten. Die Wirklichkeit intuitiv-einfühlender Kunst (bei Michaux) stößt gegen die Wirklichkeit intellektueller Kunst (bei Feintuch). Beides verbindet sich aber in einem Betrachtungsgefühl von unzugänglicher Rätselhaftigkeit. Man entdeckt eine unaussprechliche, aber irksame Ebene unseres Seelenlebens, und man entdeckt das Eingeständnis, daß unsere vernunftbeherrschten Gedanken angesichts paradoxer Gestalten kapitulieren müssen. Das Unaussprechliche, es zeigt sich gerade noch.

Die hierzulande noch nie ausgestellten Lithographien von Henri Michaux, der 1984 verstarb, umfassen zwei Serien, die in extrem kleiner Auflage (25 Stück) in den 70er Jahren entstanden sind. Michaux, der malerische Autodidakt, zeigt auch im Medium der Lithographie eine souveräne Meisterschaft. Die Blätter,die einen exemplarischen Überblick über seine Themenpalette darstellen, reichen überraschend nah an die Zartheit seiner Zeichnungen und Aquarelle heran. Die Reduzierung auf den Schwarz-Weiß-Kontrast erweist sich…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei