Heinz-Norbert Jocks
Karl Marx
»Floß der Medusa«
LVR-Landesmuseum, Bonn, 22.1. – 19.4.2009
Der Abschied von Karl Marx fiel dem Schreiber doch nicht so leicht, wie er zunächst angenommen hatte, als er telefonisch vom Tod des Malers und Freundes erfuhr. Nur wenige Tage vor seinem 80.Geburtstag, der mit der Eröffnung seiner Ausstellung „Floß der Medusa“ im Bonner LVR-Landesmuseum zusammenfallen sollte, war er in sich zusammengesunken. Eigentlich ein schönes, da in dem Fall rechtzeitiges Ende ohne alle Lebenszeit entwertende Qualen, wie man es sich für einen freiheitsliebenden Menschen wünscht, und doch ein trauriges Ende, insofern Marx in den letzten Jahren mehr und mehr darunter litt, nicht die große Anerkennung erhalten zu haben, die er doch verdiente, und nicht mit einer umfangreichen Retrospektive bedacht worden zu sein, die seinen mühevollen Weg als Maler nachzeichnet, und zudem ein offenes Ende, weil sich jetzt die Frage nach der Rezeption des Gesamtwerks um so dringlicher stellt. An dem Sonntag, der sein letzter auf Erden sein sollte, hatte Marx gegenüber seiner langjährigen Lebensgefährtin geäußert, mit ihr gemeinsam noch einmal am Rhein entlang spazieren gehen zu wollen. Dort, wo er zu Zeiten, da er gesundheitlich wohl auf war, sich körperlich fitt hielt und joggte, erlitt er nach ein paar Schritten einen Schwächeanfall. Im nachhinein scheint es, als hätte dieser von Geist so durchdrungene, ungeheuer kopfgesteuerte, alles sogleich in Begriffe transferierende, dabei die sichtbaren Phänomene im Auge behaltene, so sinnenfrohe wie unbürgerliche Sehmensch noch einen allerletzten Nahblick auf die vom Fluss durchzogene Landschaft werfen wollen, ehe er sich für immer aus…
