Lettland
Amanda Ziemele
O DAY AND NIGHT, BUT THIS IS
WONDROUS STRANGE… AND THEREFORE
AS A STRANGER GIVE IT WELCOME
Kommissarin: Daiga Ruzāte Kurator: Adam Budak Ort: Arsenale
Der Pavillon von Amanda Ziemeles (geb. 1990, Lettland) bezieht sich auf die Novelle Flächenland (1884) von Edwin A. Abbott, ein mathematischer Essay über die vierte Dimension. In dem Land kennen die Bewohner*innen nur zwei Dimensionen, Frauen sind Linien, Soldaten ungleiche Dreiecke, Gelehrte sind Quadrate. Im Traum besucht der Held das eindimensionale Linienland und später erzählt ihm eine Kugel von einer dreidimensionalen Welt. Abbotts Satire – damals als Parodie auf die viktorianische Gesellschaft geschrieben – zielt bis heute auf eine Überwindung des stereometrischen Denkens.
In ihrem Pavillon greift Amanda Ziemele den Gedanken weiterer Raumdimensionen unter dem Schlagwort einer „queeren Ökologie“ auf, was sie als „multidimensionalen Lebensraum polyversalen Denkens“ versteht. Ihr Raum führt uns mit ihrer objekthaften Malerei von Flachland in ein Gedanken land. Vorab erklärte sie, den Pavillon in einen „lebenden Organismus“ zu verwandeln. Jetzt bevölkern seltsame Formen den Raum, hängen von der Decke, lehnen an den Wänden, liegen auf dem Boden. Manche scheinen sich festzuhalten, stehen auf den Zehenspitzen, sind gebeugt, gefaltet, manchmal auch erschöpft. Im Pressetext werden sie poetisch „Neulinge“ genannt, die „die Schwerkraft noch nicht kennen“. Der Pavillon lädt die Betrachter*innen zu einer „offenen und akzeptierenden Haltung“ (Pressetext) ein, um die Sprache der Malerei zu verstehen. Kurator Adam Budak nennt es eine „experimentelle Malerei“, die mit Cut Outs eine „irreguläre Geometrie“ entwirft, basierend auf den Nachbildern, die sich manchmal auf unserer Netzhaut bilden….