Jürgen Raap
Moritz Götze
»Nationalgalerie«
Galerie Binz und Krämer, Köln, 13.2. – 9.4.2009
Albert Oehlen schuf 1984 ein Porträt von Adolf Hitler in farblicher Anlehnung an Andy Warhols Pop-Ikonen und beging damit einen Tabubruch. Etwa zur gleichen Zeit, in den 1980er Jahren, betrieb Anselm Kiefer in seinen Bildern eine komplex angelegte kritische Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit – und dies ist bei ihm durchaus als eine Fortsetzung der Tradition einer Historienmalerei zu verstehen, als deren moderne Variante ebenso die „Café Deutschland“-Serie von Jörg Immendorff anzuführen wäre.
Der Maler Moritz Götze beschäftigt sich ebenfalls mit der deutschen Geschichte, wobei sich sein Blick vornehmlich auf das wilhelminische Zeitalter und die DDR focussiert, bei deren Zusammenbruch der aus Halle/Saale stammende Künstler 25 Jahre alt war, die er also noch bewusst miterlebt hat. Abbruchsituationen in Ostdeutschland, urbane Szenerien mit Hochhäusern und Fabriken, Tiere, Zeitungen und Computer-Laptops tauchen als Motive immer wieder in seinen Bildern auf. Die Arbeiten sind zumeist mit Buntstiften und Ölfarbe auf Papier angelegt, und manchmal werden sie auch als Emaille-Reliefs realisiert.
Während in den 1980er Jahren das Interesse an der Mythologie generell dem künstlerischen Zeitgeist entsprach (so auch bei den italienischen Transavanguardia-Malern) und demzufolge bei Kiefer und Immendorff die Reflexion der politischen Geschichte zugleich in einen Zugriff auf Themen der Mythologie mündet, steht bei Götze eher die Frage im Vordergrund, in welchem Maße kunsthistorische Topoi und deren bildpädagogische Auswertung bewusstseinsprägend sein können.
Anschauungsmaterial für die eigene Bildfindung bietet Götze u.a. der Historienmaler Anton von Werner (1843-1915), dessen bekanntestes Bild „Die Proklamation des Deutschen Kaiserreichs“ (1877) ist….