Wien
No Dancing Allowed
frei_raum Q21 exhibition space / MuseumsQuartier
22.06.– 20.11.2022
von Petra Noll-Hammerstiel
Der komplexe, von Bogomir Doringer kuratierte Ausstellungsparcours mit vorwiegend Video und Multimedia-Installationen internationaler Künstler*innen und -kollektive ist eine Fortsetzung seiner Ausstellung „Dance of Urgency“ im frei_raum Q21 (2019). Seit langem – u. a. auch an der Universität für angewandte Kunst Wien – erforscht der serbische, in Amsterdam lebende Künstler und Kurator Club- und Tanzkultur als Massenphänomen sowie als Widerspiegelung sozialpolitischer Veränderungen vor allem in Krisenzeiten.
Die jetzige Ausstellung zeigt inszenierte und dokumentarische, meist während diverser Corona-Lockdowns entstandene Arbeiten. Trotz Tanz- und Versammlungsverboten erhielten Künstler*innen Performance und Tanz am Leben – vor allem im virtuellen Raum. Es bildeten sich vielfach (Überlebens-) Gemeinschaften, die alternative, kreative Aktionen entwickelten und Tanz bzw. Bewegung als Ausdruck von Freiheit sowie als Mittel des Protests gegen (Gen-der-)Diskriminierung, Gewalt, Überwachung, Krieg u. a. einsetz(t)en.
Im ersten Raum (Eingang Mariahilferstraße) wird man von beamerprojizierten Videos, umrahmt von Screens, förmlich hineingerissen in die Welt des Tanzes, zumindest zunächst visuell. Sound kann aufgrund der Vielzahl der Werke nur über die zahlreichen Kopfhörer gehört werden. Das Performance-Video „Choreographic Camouflage“ des australischen Regisseurs und Architekten Liam Young und des Choreografen Jacob Jonas und seiner Tanzcompany verbindet eine poetisch-sinnliche Visualität subtil mit dem Protest gegen Überwachungsmaßnahmen im öffentlichen Raum. Digitale Performances mit neuem Bewegungsvokabular verunklären die Körper und machen sie unkenntlich für die Algorithmen, die im Stadtraum (z. B. in Hongkong) zur Bewegungserkennung von Personen eingesetzt werden.
Flankiert wird diese Arbeit links von dem energetischen Digitalvideo „GMO Video Mixtape“ des indonesischen Band-Duos Gabber Modus…