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Ausstellungen: Düsseldorf · von Martin Seidel · S. 328 - 329
Ausstellungen: Düsseldorf , 2004

MARTIN SEIDEL
Paul Pfeiffer

K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 12.07. – 17.10.2004

Wo ein Caspar David Friedrich einen Mönch winzig klein vors Gestade stellte, um dem Betrachter das Unendliche der Natur zu vermitteln, konfrontiert Paul Pfeiffer den Betrachter mit noch mehr Nichts: mit einer Leere, die entsteht, wenn man aus mehr oder weniger bekanntem Bildmaterial das eigentliche Motiv entfernt. Der achtunddreißigjährige Amerikaner lässt unter großem digitalem Aufwand spurlos die jeweiligen Marilyns aus den Fotos verschwinden, die George Barris vor über vierzig Jahren von dem umjubelten Sexsymbol am Santa Monica Beach machte. Was nach Pfeiffers – von Vielen wohl sehend “erkannten”, von den Meisten aber wohl eher “gewussten” – Interventionen bleibt, sind Strandbilder von verhalten romantischer Einsamkeit.

Das Fehlen und Abhandenkommen des Verbindlichen und Vertrauten und deren gleichzeitiges assoziatives kollektives und halb oder ganz bewusst erinnertes Vorhandensein ist das ins Auge stechende Thema dieser kleinformatigen “24 Landscapes”, die in lieblich bewegter Hängung in einem Seitengang des Ständehaus zu sehen sind.

Pfeiffers Foto- und Videoarbeiten, die K21 in drei Ausstellungsräumen zu einer eindrücklichen Schau mit Werken der letzten vier Jahre zusammenfasst, handeln von kollektiven visuellen Hinterlassenschaften und von verlorenen Orientierungen und versprengten Koordinaten der Wahrnehmung, die immer stärker durch die Medien geprägt, gelenkt und verengt wird.

“The Long Count” präsentiert dazu kleinformatige LCD-Loops mit dem historischen Fernsehmaterial der legendären Boxkämpfe von Cassius Clay alias Muhammad Ali gegen Sonny Liston, George Foreman und Joe Frazier. Pfeiffer hat jeweils die letzte Runde derart bearbeitet, dass von den Kämpfenden und den Ringrichtern nur noch blasse Schemen bleiben. Der Blick des Betrachters trifft…


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