Post-Screen
Fehlerhafte Interpretationen des Digitalen in der Kunst
Josephine Bosma
Die Autorin Chris Kraus versucht in ihrem Buch „Where Art Belongs“ den Zeitgeist unter anderem auch dadurch einzufangen, dass sie sich mit ein paar Worten der digitalen Kunst widmet. Wie so viele andere bewegt sie sich dabei auf dünnem Eis und sprich von „digitalen Formen“ in Bezug auf Bilder.1 Das ist ein häufig begangener Fehler. Die Aufnahme von Videokunst in den Kunstkanon hat seine Schatten voraus geworfen. Die Ähnlichkeit von Computern und Fernsehern, hauptsächlich durch den Bildschirm, brachte es mit sich, dass fortwährend alle visuellen Formen in der Kunst auch in den digitalen Medienkontext projiziert wurden. Anders als das Video sind digitale Technologien aber nicht in erster Linie visuell. In der Diskussion darüber gibt es einen falschen Zugang der Kunstkritik, wie ihn auch Kraus an den Tag legt, für den aber Begriffe wie „postdigital“ oder „Post-Internet“ eine Lösung bieten. Der Reiz dieser Konzepte korrespondiert mit dem Interesse an der Macht der Infrastruktur, algorithmischen Spielarten der Kontrolle und der Überlappung von On- und Offline-Kulturen. Die Kunst des digitalen Zeitalters wurde lange nicht richtig wahrgenommen und vom alle Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Bildschirm verdeckt. Der konzeptuelle Rahmen des Postdigitalen kann darüber hinweg helfen.
Die Wiederherstellung der Eigenständigkeit
AutorInnen, die mit Computerprogrammen Literatur schaffen, existieren neben PoetInnen, die in Echtzeit ihre dezentral aufgeführten Produktionen mittels Software veröffentlichen. BildhauerInnen, die Teile von Software in ihre physischen Werke einarbeiten, sind neben FilmemacherInnen zu finden, die auf Plattformen wie Second Life Machinimas (Filme die mithilfe von Online-Spielen und…