Sven Drühl – Simulationen
Landschaften jenseits der Wirklichkeit
Haus am Waldsee 09.09.
– 06.11.2016
von Matthias Reichelt
Die Naturbildnisse in der Malerei waren nicht nur in der Romantik Träger für Gefühlszustände. Für das Heimischsein, das Einssein mit Natur und die Geborgenheit standen landschaftliche Idyllen, während die Landschaft als Ort des Mysteriums und der Dunkelheit sowohl Verlorenheit, Einsamkeit und Tod signalisierten. Sven Drühls Landschaften hingegen sind kühl, reduziert, und vor allem Oberfläche, Struktur und Plastizität. Sie wirken unecht, über das Gemalte hinaus artifiziell und befremdlich, weil sie völlig frei von Fauna und Menschen sind.
Beim Gang durch die Räume im Haus am Waldsee, das dem 1968 in Nassau an der Lahn geborenen und in Berlin lebenden Künstler eine Einzelausstellung ausrichtet, sind hin und wieder bekannte Motive bzw. einzelne Bildelemente zu erkennen. Ganz prominent taucht in mehreren Gemälden das Bild der sich zu einem spitzen Berg zusammenschiebenden Eisschollen als Versatzstück aus Caspar David Friedrichs „Eismeer“ von 1823/24 auf. In einer Mischtechnik-Zeichnung „F.B.I.S.C.D.F.F.H.S.B.P.V.R.A.D.J.A.K.“ von 2004 ist diese Eisschollen-Konstruktion völlig aus dem Kontext Meer herausgelöst und in eine Landschaft mit Burg, Wald und Gebirgskette gesetzt worden.
In einem Interview äußerte Sven Drühl sinngemäß, dass es für die Landschaftsmalerei unnötig geworden sei, sich mit Staffelei und Hocker im Pleinair-Stil in die Natur zu begeben. Der Fundus an Bildern sei dermaßen reichhaltig und auch über das Internet jederzeit abrufbar, man könne sich die eigenen Landschaftsmotive bequem selber zusammenstellen. Das Stadium der Perfektion der Oberfläche ist bei Drühl jedoch beachtlich. In der Ausstellung dekliniert er verschiedene Abstraktionsgrade von…