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Ausstellungen: Kassel · von Dirk Schwarze · S. 288 - 289
Ausstellungen: Kassel , 2016

Tetsumi Kudo und Loretta Fahrenholz

Fridericianum, Kassel 25.09.2016 – 01.01.2017
von Dirk Schwarze

Erst allmählich nehmen wir zur Kenntnis, dass die Avantgarde, die wir in den 60er Jahren als eine vornehmlich europäische beziehungsweise westliche Errungenschaft feierten, gar nicht so singulär war. S. machte uns vor neun Jahren die documenta mit dem Werk der Japanerin Atsuko Tanaka bekannt, die 1956 mit ihrem „Electric Dress“ eine Skulptur geschaffen hatte, die aus der Aktionskunst (Performance) hervorgegangen war. Sie hatte damit einer neuen Kunstsprache den Weg geebnet. Nun geht von Kassel aus wieder der Blick nach Japan, um an den Aktionskünstler Tetsumi Kudo (1935 – 1990) zu erinnern. Susanne Pfeffer hat im Fridericianum für Kudo eine Retrospektive eingerichtet.

Kudo war Anfang der 70er Jahre in Ausstellungen in Düsseldorf und Amsterdam gewürdigt worden, dann aber bei uns weitgehend vergessen worden. Völlig zu Unrecht, wie sich jetzt zeigt. Denn Kudos Werk ist auf geradezu sensationelle Weise aktuell – und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. In den 60er Jahren trat er wie ein Enkel der Dada-Künstler auf, der die traditionelle Kunst in Frage stellte und mit spielerischem Witz provozierte. Er war nicht in die üblichen Kategorien einzuordnen. Hier entstanden Elemente aus Happenings, dort schuf er Objekte, die überhaupt nicht als Skulpturen zu begreifen waren. Die in Vogelkäfige gesperrten Wesen, die halb Tier, halb menschliche Glieder waren, führten zu Aquarien und miniaturhaften Gewächshäusern, in denen scheinbar exotische Pflanzenkulturen gezüchtet wurden.

Der schnelle Gang durch die Ausstellung lässt die Abfolge der Werke wie einen bunten Reigen entstehen, der mal absurd und mal grotesk erscheint. Doch in Wahrheit stecken…


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