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Magazin: Publikationen · von Rainer Metzger · S. 410 - 411
Magazin: Publikationen , 2008

Rainer Metzger
Relektüren

Folge 25

Werke, so lautet eine ehrwürdige Formel, überwinden den Unterschied von Gegenwart und Zeitlosigkeit. Werke veralten nicht, so bewahren eine Dimension des Gültigen über die Aktualität hinaus. So gesehen sind fast alle der Schriften, die hier einer Relektüre unterzogen worden sind, Werke. Ihre Autoren mögen sich grandios getäuscht haben, mögen im Idiosynkratischen versandet sein oder Thesen formuliert haben, die im Nachhinein an den Haaren herbeigezogen sind. Die Kriterien, nach denen sie formuliert sind, mögen unlogisch sein, absurd oder verstiegen; aber sie sind nicht obsolet, nicht dementiert von der Geschichte und deswegen auch nicht falsch. Darin liegt die Qualität, die das Diskursive, wie es sich seit knapp einem halben Jahrhundert die Bahn gebrochen hat, auszeichnet: Es ist sowenig historisch und so wenig analytisch, dass es sich in den seltensten Fällen falsifizieren lässt. Es ist ästhetisch. Auch Bilder oder Musikstücke werden nicht unrichtig. Bestenfalls wird unrichtig, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Eine Untersuchung, die dem Massenphänomen Mode beizukommen sucht, hat es da schwerer. Auf keinen Fall ist es unrichtig geworden, sich mit ihm zu beschäftigen. Doch womöglich ist das Thema unrichtig geworden, die Mode, und mit ihr die Methode. Als vor genau fünfzehn Jahren Barbara Vinkens „Mode nach der Mode. Kleid und Geist am Ende des 20. Jahrhunderts“ erschien, hatte es eben das für sich, was im Titel sonderbar verschoben angerufen wird: den Zeitgeist. Doch der wandelt sich bekanntlich, und in dem Bereich, den die Studie behandelt, der Mode im engen Sinn von Couture, von Stoffen, Schnitten und den Images, die…


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