Heinz Schütz
Rip It Up And Start Again
William S. Burroughs, Charles Henri Ford, Ray Johnson, Arthur Russell, Philippe Thomas
Kunstverein München, 10.9. – 22.11.2009
In den öffentlich zugänglichen Sammlungen der Museen wird die Kunst des 20. Jahrhunderts gewöhnlich über einen weitgehend beschränkten Kanon von Künstlernamen repräsentiert. Mit wachsender historischer Distanz verhärtet sich dieser Kanon durch permanente Wiederholung, selbst wenn partielle Umschreibungen aufgrund neuer Interessenslagen und Erkenntnisse möglich sind. Neben der kanonisierten Blickverengung erweist sich heute die zunehmende Restitution der traditionellen Objekt- und Gattungsfixierung als Hindernis, um die Tragweite der Kunst des 20. Jahrhunderts und ihre möglichen Bedeutungen für die Gegenwart zu ermessen. Institutionskritische und kontextuelle, performative und konzeptuelle Ansätze der Kunst des letzten Jahrhunderts erschöpfen sich nicht im Objekt, ebenso wenig wie künstlerische Ansätze, die darauf zielen, mit Hilfe neuer Distributionsstrategien den Markt zu unterwandern, die den Werkbegriff kommunikativ und partizipatorisch erweitern, die die traditionelle Vorstellung von Autorenschaft und Original unterminieren, die klassischen Gattungsgrenzen zwischen Literatur, Musik, Film, Theater und Kunst in Frage stellen und nicht zuletzt die Grenzlinie zwischen Kunst und Leben neu definieren, wenn nicht überhaupt aufheben wollen. Die meisten Museen versagen bei der adäquaten Darstellung dieser künstlerischen Strömungen. Vor dieser Folie kommt “Rip It Up And Start Again” eine besondere Bedeutung zu.
Die letzte Ausstellung, die Stefan Kalmár als Leiter des Münchner Kunstvereins kuratiert – bereits seit Sommer dieses Jahres ist er Direktor des Artists Space in New York – greift Positionen von fünf Künstlern auf, die den inneren Zirkeln der Kunstwelt durchaus bekannt sind, aber sozusagen im…