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Ausstellungen: Zürich/Karlsruhe · S. 397 - 397
Ausstellungen: Zürich/Karlsruhe , 1989

Christoph Doswald
Roman Buxbaum

“Geistesblitze”

Kunsthaus Oerlikon, 1.4.-19.4.1989

art-contact, 27.5.-24.6.1989

Wir wollten uns zuerst eigentlich selbst helfen”, sagt Martin Senn vom Kunsthaus Oerlikon. Doch aus der Selbsthilfe ist innerhalb von zwei Jahren ein in der Zürcher Kunstszene vielbeachteter Treffpunkt für Kunst, Musik, Literatur und Mode geworden. Die Non-profit-Institution verfolgt eine integrative Linie und versucht die althergebrachte Grenze zwischen Alltagskultur und Kunst aufzubrechen. In diesem Sinne hat die Ausstellung des in der Badener Provinz lebenden Roman Buxbaum programmatischen Charakter. Wie kaum ein anderer hat sich Buxbaum mit den Haushaltsgegenständen, den Ikonen unserer Wohlstandsgesellschaft, befaßt. Fasziniert von der properen Perfektion und Makellosigkeit von Wäschekörben, Wohnwänden, Eckbänken, Reklametafeln, Blumenständern und Wandteppichen, unternimmt er wahre Streifzüge durch Haushaltsabteilungen, Brockenstuben und die unermeßlich reichen Lager von Altwarenhändler. Nicht einmal die Wohnungen seiner Freunde sind sicher vor dem manischen Sammler.

Buxbaums Kunst befaßt sich mit der visuellen Verwandtschaft von Alltagsobjekten und den ästhetischen Modellen der Kunstgeschichte, mit den Mechanismen der Wahrnehmung von Form und Funktion. “Erkenne dich selbst”, heißt es hintersinnig auf einem der vielen Papierfetzen, die der Künstler zitatartig in seine Werke integriert: In letzter Instanz visualisieren seine Installationen immer einen Prozeß der Selbsterkenntnis, der Selbstfindung, eine Reflexion der eigenen wie auch der kollektiven Traditionsmuster. Solange die Eckbank Bestandteil der Wohnungseinrichtung bleibt, erkennt sie wohl niemand als Kunstwerk, sondern wird sich bequem auf das rote Plastikpolster setzen. Erst das äußerst subtile gegenseitige Ausspielen von kunstgeschichtlichen Mythen und Alltagsästhetik sowie die museale Präsentation erheben das in seine Einzelteile zerlegte Möbelstück zur skulpturalen Installation.

Umgekehrt funktionieren die morbid und kühl inszenierten Photoportraits. Ursprünglich…


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