SHIFTING SPACES
Teil 1: Wu Tsang. Radikale Selbst-Entwürfe
Bildende Kunst, Performing Arts, Neue Medien und das Theater
Eine Serie kuratiert von Max Glauner
Mit einem programmatischen Text zu dem Engagement der US-amerikanischen Performance und Videokünstlerin Wu Tsang am Zürcher Schauspielhaus eröffnet KUNSTFORUM International eine neue Reihe. In ihr wird es um Grenzüberschreitungen gehen, das „Pushing the boudaries“ der Bildenden Kunst, der Performing Arts, der Neuen Medien, des Theaters. Nachdem Performance, Happening, Aktionismus, und digitale interaktive Dispositive im Kanon der Bildenden Kunst angekommen sind, stellt sich zunehmend die Frage nach ihren Potentialen und Entwicklungsmöglichkeiten, ihren Produktionsbedingungen und Aufführungsorten, ihren Ökologien und Ökonomien, aber auch nach deren Einordnung und Beurteilung. In den letzten zwanzig Jahren ist viel in Bewegung geraten. Es gab überraschende und nachhaltige Arbeiten, die zwischen den Feldern und Institutionen agierten. Man denke nur an die Arbeiten Christoph Schlingensiefs, Tino Sehgals, Alexandra Piricis oder Anne Imhofs, aber an die New-Media- und Theater-Kollektive Blast Theory und Forced Entertainment, Monica Studer und Christoph van den Berg, SIGNA oder die deutsche Gruppe Rimini Protokoll. Sie haben die Zuschreibungen hinter sich gelassen. Dennoch ist das Beharrungsvermögen der Gattungen stärker als gedacht, öffnen sich die traditionellen Institutionen nur langsam, wie jetzt der Berliner Martin Gropius Bau mit einer Performance-Reihe, oder das Stadttheater Dortmund, das für sein Projekt Theater und Digitalität Creative Europe- Fördergelder der EU erhält. Beides indiziert jedoch nicht den Normalfall, sondern die Ausnahme.
Die Gräben zwischen Theater, Kunst und Neuen Medien sind nach wie vor tief, das gegenseitige Verständnis wenig entwickelt. Selten sieht man die Kunst-Aficinados…