Dortmund
Studio 54: Night Magic
Dortmunder U 26.06.– 17.10.2021
von Pamela C. Scorzin
Was vorbei und weg ist, versuchen multi-sensorisch szenografierte Ausstellungen im Heute zu vergegenwärtigen. Das Erlebnis bleibt freilich immer ein anderes – meist versehen mit einer Portion Nostalgie und Verklärung, so am Beispiel Nightclubbing. Gerade den Betrieb von Klubs und Diskotheken hat es in der Covid-19-Pandemie hart getroffen: Alles geschlossen, kein (Nacht-)Leben mehr! Die Sonderausstellung „Studio 54: Night Magic“ im Dortmunder U will jetzt wenigstens ausstellungstechnisch den legendärsten New Yorker Klub noch einmal zu neuem Leben erwecken. Die Reanimation hat jedoch ihre Risiken und Folgeschäden: Denn die Show kann nicht einfach das kopieren und repräsentieren, was für immer vergangen und verloren ist; sie muss vielmehr ein echtes Disco-Feeling erlebbar machen, das uns, die im Dauer-Lockdown Lebenden, sehnsüchtig werden lässt, nämlich nach Freiheit und Exzess!
Die erzählerische Schau versucht daher, szenografisch ein einmaliges Disco-Erlebnis zu (re-)inszenieren. Es geht primär um eine Atmosphärenproduktion über die geschickte Auswahl von ungefähr 450 (Original-)Objekten: fotografischen Dokumenten und Filmmaterial, Modedesign, Lichtdesign, Sounds (mit einer Playlist auf Spotify), Kunstwerken und jeder Menge an Paraphernalien und Memorabilien, die das Studio 54 als glamouröses Simulacrum ins Ruhrgebiet bringen; was auch irgendwie passt, denn die berühmte Diskothek eröffnete 1977 in der damals wirtschaftlich heruntergekommenen 254 West 54th Street in Midtown Manhattan.
Nicht nur Künstler wie Andy Warhol und Celebrities machten das Studio 54 mit seinem extravaganten Glamour in den späten Siebzigern weltberühmt: Es war für nur 33 Monate lang Hort für gesellschaftliche Diversität und sexuelle Freiheit, denn hier konnte jede*r unabhängig von…
