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Titel: KUNST = SPIEL! - Spielende Künstler · von Larissa Kikol · S. 108 - 119
Titel: KUNST = SPIEL! - Spielende Künstler ,

Gelitin

Mit den Pobacken locker bleiben und sich schwindelig spielen.
Ein Gespräch von Larissa Kikol

Ihr Kakabet bestand aus Kot, den sie in Buchstabenform in der Toilette hinterließen. Ihr Geschäft fotografierten sie und machten daraus eine Ausstellung in der Galerie Nicola von Senger Zürich sowie eine Publikation im Walther König Verlag. Der Galerieraum wurde mit den kleinformatigen Fotos tapeziert – Gelitin beschrieb die Wände durch Kothaufen auf weißem Porzellan. Kot ist ein wiederkehrendes Material und eine ästhetische Inspiration der Künstlergruppe – ein Urelement der menschlichen Erfahrung von Produktion, Gestaltung und Formwillen.

Andere Werke kneteten sie aus buntem Plastilin, oft entstand so die Mona Lisa, abstrakt zermatscht oder mit wulstigen Glubschaugen. Wenn sie performen, kommen sie auf selbstgebastelten Pferden oder sind nackt, beschmieren sich gegenseitig und verwandeln sich zu einem Teil ihrer Skulpturenwelt. Ungeniertheit wird zum künstlerischen Material, wie Styropor, Gips oder Knete. Dazu kommt eine kindliche Spielfreude, die dem Ganzen der Motor zu sein scheint. Johan Huizinga beschrieb die Befriedigung, die schon in der alleinigen Verrichtung eines Spiels liegen kann, ohne vom Spielergebnis abhängig zu sein. Diese Verrichtung wird als ein Intermezzo und als ein Teil des Lebens im Allgemeinen verordnet. Das Spiel bindet Vorzüge wie die Vereinigung von Sinnstiftung und Freiheit, von Erholung und Befriedigung, von Ausdruck und von geistiger wie sozialer Verbindung. (Vgl. Huizinga, Homo Ludens – Vom Ursprung der Kultur im Spiel, 2011, S.16f) Das Wiener Künstlerkollektiv Gelitin, bestehend aus Wolfgang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban, sind Meister darin, ihre Spiele in die Kunstwelt zu tragen….

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