Johannes Meinhardt
Zuviel des Schreckens
»Man Son 1969. Vom Schrecken der Situation«
Villa Merkel und Bahnwärterhaus, Esslingen, 28.3. – 6.6.2010
Der Titel der Ausstellung, die in der Villa Merkel, den veränderten räumlichen Bedingungen entsprechend, verkleinert und deutlich verändert, aber auch gestrafft wurde, bezieht sich auf Charles Manson, der im August 1969 berühmt wurde, als vier Mitglieder seiner `family´ sieben Personen abschlachteten, darunter die Schauspielerin Sharon Tate, Ehefrau des Regisseurs Roman Polanski. Charles Manson war 1967 bis 1969 der charismatische Anführer einer Art Hippie-Kommune bei Los Angeles, die vor allem aus jungen Frauen aus bürgerlichem Elternhaus bestand, die unter seinem Einfluss zu Mörderinnen wurden und die inbrünstig an ihn und seine verquaste, rassistische, religiös-okkulte Sektenideologie glaubten. Charles Manson, der sich selbst zeitweise als neuer Messias gerierte, hatte die blasphemische Schreibweise seines Namens `Man Son´ oder Menschensohn erfunden und benutzt.
Die Morde der Manson-Familie, sowie der Mord an einem Zuhörer, der Ende 1969 auf dem Abschlusskonzert der Gimme Shelter-Tour der Rolling Stones in Altamont von Rockern der Hell’s Angels, die als Ordner eingesetzt worden waren, erstochen wurde – drei Monate nach dem Höhe- und wohl auch Schlusspunkt der Jugendbewegung (Love & Peace, Flower Power), die meist mit der Jahreszahl 1968 identifiziert wird, dem Konzert in Woodstock im Norden des Staats New York – werden von der Ausstellung als der unvermeidbare Punkt des Umschlagens dieser umfassenden Befreiungsbewegung in isolierte, sektiererische Gruppen verstanden, die die dunkle Seite der politischen, familiären und sexuellen Befreiung (dazu kommen die verschiedenen Formen der Bewusstseinsbefreiung, etwa durch Drogen), den Schrecken der Gewalt…