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Titel: Das Schöne - Plädoyer für ein eigensinniges Phänomen - 2 Das Schöne: Was es war und was es (nicht) ist · von Paolo Bianchi · S. 100 - 117
Titel: Das Schöne - Plädoyer für ein eigensinniges Phänomen - 2 Das Schöne: Was es war und was es (nicht) ist ,
Titel: Das Schöne - Plädoyer für ein eigensinniges Phänomen - 2 Das Schöne: Was es war und was es (nicht) ist

Album Schönheit

Umrisse zu einer Ästhetik der Fotografie und Diversität von Schönheit
von Paolo Bianchi

Fotoalben besitzen für den Moment einer privaten Erinnerungskultur einen hohen Stellenwert. Auf den einzelnen Albumseiten eines solch familialen Bilderspeichers sind immer sowohl biografische als auch gesellschaftliche Narrative ablesbar. Das Abgebildete folgt sozialen Regeln und erschließt zugleich gestalterisches Neuland. Die Bilderfolgen können explorativ oder spielerisch, kitschig oder stereotypengesättig sein.2 Im Falle eines Hausbrandes versuchen viele Menschen nicht die Pässe oder den Familienschmuck, sondern unter allen Umständen die eigenen Fotoalben zu retten – in analoger oder digitaler Form. Den Bildern des Lebens kommt eine essenzielle lebensgeschichtliche Bedeutung zu, sie erzählen von den schönen Dingen vergangener Jahre und den als kostbar empfundenen Ereignissen dieser Zeiten. So finden Schlechtwetterbilder, Katastrophisches oder Stimmungen von Trauer dort auch selten eine Präsenz. In den Alben versammelt sich eine zeitlose Schönheit. Im Album von Jean Painlevé wäre neben dem Ausdruck „Formen des Ewigen“ wahrscheinlich die Fotografie von einer tanzenden Acera eingeklebt. Versehen mit der handschriftlichen Bemerkung „Frau mit Renaissance-Halskrause“, um seine Begeisterung für die wunderlichen Unterwasserkreaturen zu dokumentieren. [01]

Parcours und Discours

In einem Selbstversuch, begleitet vom Gedanken an die Metapher eines Fotoalbums, bin ich ins Mekka der Fotografie in der Schweiz gereist, nach Winterthur ins dortige Fotomuseum, das führend ist im Zeigen und Ausstellen von Fotografie und visueller Kultur. [02] Die Spurensuche startet mit der Parallelschaltung von Parcours und Discours, wie sie der Kulturphilosoph Bazon Brock anregt.3 Die Absicht war dabei nicht, einem Idealtypus von Schönheit nachzuspüren, sondern Schönheit einfach als phänomenologische Erscheinung anzusehen, sie…

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