Wozu Schönheit?
Eine philosophische Auseinandersetzung mit dem zentralen Wert der ästhetischen Dimension
von Constanze Peres
Wozu-Fragen zielen auf den Zweck. Welchen Zweck soll aber Schönheit haben? Einfach scheint die Antwort in Bezug auf die Schönheit von Menschen und anderen Tieren zu sein: Hier fungiert Schönheit als Trigger für die Fortpflanzung und damit für die gelingende Evolution.1 Für Menschen wird zudem konstatiert, dass deren Schönheit Erfolg in Beruf und Gesellschaft gewährleistet.2
Die Schönheit von Design-Möbeln erfüllt einen dekorativen und damit einen ökonomischen Zweck. Die wohllautende Schönheit eines Musikstücks kann zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Und der Lustgewinn an der Schönheit harmonischer Farben und ausgewogener Proportionen ist per definitionem erstrebenswert. Unabhängig davon, ob man evolutionsbiologische, soziologische, ökonomische, therapeutische oder hedonistische Zwecke für Schönheit in den Blick nimmt, so wird doch klar, dass sie an unterschiedlich „schöne“ intentionale Objekte geknüpft sind und dass damit offen bleibt, was das „Schöne“ an ihnen sein soll. Was heißt es also, von „schön“ oder „Schönheit“ zu sprechen? Für eine Beantwortung dieser Kernfrage wird im Folgenden eine semantisch und ontologisch begründete Konzeption der Schönheit entfaltet, die am Ende wieder zum Ausgangsproblem des Zwecks der Schönheit zurückkehrt.3
„Schön“ im ästhetischen Urteil
Jemand kann etwas „schön“ nennen, „Schönheit“ als beglückend empfinden, „das Schöne“ als erstrebenswertes Gut preisen. In allen drei Fällen wird von etwas anderem gesprochen. „Das Schöne“ kann entweder neben „dem Wahren“ und „dem Guten“ als platonische Idee verstanden werden. Oder es ist einfach die Substantivierung von „schön“. „Das Schöne an diesem Garten …“ heißt dann nur so viel wie „dasjenige an diesem…