Neuss
Julian Charrière
Controlled Burn
Langen Foundation 04.09.2022 – 06.08.2023
von Thomas W. Kuhn
Sind hier Besucher*innen willkommen? Wer sich in einem (un)passenden Moment dem Museumsbau Tadao Andōs fußläufig nähert, wird von einem lauten Knall aufgeschreckt. Eine Luftkanone, bekrönt von einem künstlichen Falken, die gemeinsam üblicherweise lebendige Vögel von giftigen Teichen und Seen vertreiben, initiieren ein Schockmoment, signalisieren eine Warnung.
Gleich benachbart blockiert ein Container mit Solarpaneelen den Blick zwischen dem Kopfbau des Museums in die Weite, der von hier aus sanft abfallenden Landschaft, die mit ihrem dichten Besatz aus Städten und Fabrikanlagen den Rhein über weite Strecken von Basel bis Rotterdam begleiten, flankiert von industriell betriebener Landwirtschaft, an dieser Stelle Zuckerrüben.
Diese ortsspezifische Konstellation mit dem Titel „Drain the Swamp“ (2022) verbindet Problemstellung und erhoffte Lösung. Hier die zeichenhaft beschworene Zerstörung der Natur durch Förderung und Verbrauch an Ressourcen, dort die nachhaltig konzipierte Energiegewinnung, mit der Julian Charrière (*1987 in Morges) im Rahmen der Ausstellung seine Exponate mit Elektrizität versorgt.
„Tropisme“ (2015) ist solch ein Werk, eine von Eis überfrostete Pflanze, aufbewahrt in einer Vitrine mit Kühlung, aufgestellt im gläsernen Vorraum des Museums, der wie kein anderer Teil des Baus der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Es handelt sich um ein Motiv bizarrer Schönheit, künstlich inszeniert, das nicht nur an das allmähliche Verschwinden des Winters als Jahreszeit gemahnt. Angesichts der noch sommerlichen Temperaturen während der Eröffnungstage macht diese Skulptur auch schlagartig bewusst, welch enormer Energieaufwand notwendig sein dürfte, um die Raumluft dieser großzügigen und lichten Architektur zu kühlen.
Die Skulptur verweist so auch auf das Buch „A Year…