Osnabrück
Romantik
Kunsthalle Osnabrück 25.06.2022 – 05.03.2023
von Susanne Düchting
Mit „Romantik“ als Jahresthema greift die Kunsthalle auf die bis heute wirkmächtige Kunst- und Lite-ratur-Epoche zurück, die wie kaum eine andere in Deutschland und Europa immer wieder ein kollektives Gefühl zwischen Aufbruch, Nostalgie und Nationalismus erzeugt hat. Aber nicht Werke aus der historischen Romantik sind zu sehen, sondern es geht um die spannende Frage nach der gegenwärtigen Verfasstheit von Individuen und Gesellschaft(en): Wie steht es heute mit der Sehnsucht nach Identität, Zugehörigkeit, Selbstermächtigung? Und was erzählt uns das über uns selbst und die Welt?
Die insgesamt sechs internationalen Positionen verhandeln in neu entwickelten Arbeiten mit ganz unterschiedlichen künstlerisch-poetischen Mitteln diese Fragen. Einen (vermeintlich) lockeren Auftakt bilden die großformatigen Arbeiten der Comic-Zeichnerin und Illustratorin Anna Haifisch (geb. 1986 in Leipzig). An mehreren Orten innerhalb und außerhalb der Kunsthalle variiert die Künstlerin mit „HOMI“, einem dünnen, gebeutelten Vogel, der aus anderen Arbeiten als „The Artist“ bekannt ist, die Stereotype vom einsamen und genialen Künstler, der zwischen Weltflucht, Angst vor dem Scheitern und Überforderung schwankt. In einer erzählerischen Bildstrecke und Objekten mit Bezügen zu Osnabrücker Eigenheiten (Orte, Speisen, malender Orang Utan im Zoo, etc.) interpretiert Haifisch die Rolle des Künstlers witzig-ironisch neu und beleuchtet gleichzeitig kritisch den Kontext des neoliberalen Kunstbetriebs.
Eine ambivalente Rezeptionserfahrung bietet die australische Künstlerin Gabriella Hirst. Ihr Interesse am „Hegen und Pflegen“ als Kulturpraxis, welches sie kontinuierlich ihr Archiv lebender und sterbender Pflanzen erweitern lässt, mündet in der ortsspezifischen Installation „Battlefield“ im Innen hof des ehem. Klosters. Während die Bauform des claustrum –…
