Die Zeitgenossenschaft des Schönen
von Monika Leisch-Kiesl
Im Titel „Die Zeitgenossenschaft des Schönen“ fehlt ein Drittes, bzw. ist stillschweigend mitgedacht, nämlich ‚Kunst‘. ‚Zeitgenossenschaft der Kunst‘ ist gewissermaßen eine Tautologie – ist doch jede Art von Kunst in einer bestimmten Zeit lokalisiert (womit umgehend auch die räumliche Komponente angesprochen ist). Jede Kunst, und ich spreche von der bildenden, und habe dabei grundsätzlich visuelle Artefakte aller Epochen und Regionen im Blick, ist per se zeitgenössisch. Mit dem Substantiv ‚Zeitgenossen‘ kommen relationale Aspekte mit ins Spiel, eine Qualität des Miteinanders, mit ‚Zeitgenossenschaft‘ klingt zudem eine ethische Forderung der Verantwortung an. Bei ‚Zeitgenossenschaft der Kunst‘ denkt man unweigerlich an gesellschaftlich agierende bzw. politisch engagierte Ausdrucksformen gegenwärtiger Kunst – Positionen, die man wohl eher mit der ästhetischen Kategorie des Performativen oder der der Zeichenhaftigkeit in Beziehung setzen würde1 Monika Leisch-Kiesl als ausgerechnet mit der Kategorie des Schönen, der wohl am stärksten der Geruch bürgerlicher Ästhetik und ein Geschmack der Beliebigkeit anhaftet.
Dabei sind der / die / das Schöne und Kunst alles andere als Zwillinge, vielmehr zwei schillernde Begriffe mit einer über weite Strecken voneinander unabhängigen Geschichte. Bedenkt man, dass der Begriff der „schönen Künste“ erstmals 1690 im Cabinet des Beaux-Arts, also im Umfeld des französischen Akademismus, auftaucht und hält man sich bewusst, dass mit der Moderne (um 1900) bereits von den „nicht mehr schönen Künsten“ die Rede ist, dann war dieser Konnex von sehr kurzer Dauer. Dennoch: Er hält sich, und das – so möchte ich behaupten – zurecht. Wie ein steter Stachel im ästhetischen Diskurs treibt…