Mönchengladbach
Andrea Bowers
grief and hope
Museum Abteiberg 15.03.– 25.10.2020
von Renate Puvogel
Fünf an Seilen schwebende Plattformen empfangen den Besucher. Die reich behangenen Liegen füllen den großen offenen Ausstellungssaal. Andrea Bowers hat sie nach Vorbild der kleinen Baum-Plattformen von Baumbesetzungen in Nordkalifornien aus recyceltem Holz entworfen. Der Kampf um den Erhalt von Wäldern gehört zu den Problemfeldern Umweltaktivismus, Ökofeminismus und Klimagerechtigkeit, mit denen sich Bowers seit Jahren auseinandersetzt und denen die Ausstellung gewidmet ist. Damit setzt das Haus einen anderen Schwerpunkt als das Bremer Museum Weserburg, das zuvor den Fokus auf die feministisch-sozialpolitischen Ambitionen der Künstlerin gesetzt hatte. Dies macht am Niederrhein Sinn, weil Bowers in den benachbarten Brennpunkten ‚Hambacher Forst‘ und rheinisches Kohlerevier ‚Garzweiler‘ auch die für sie notwendige örtliche Anbindung ihrer dokumentarischen und aktivistischen Arbeit findet.
Die Werke beziehen ihre besondere Strahlkraft aus der Tatsache, dass die Künstlerin sich selbst in vielfach vernachlässigte Brennpunkte hineinbegibt, dass sie sich beteiligt, gar eingreift und die Resultate aus der Doppelperspektive einer Involvierten und Dokumentierenden entstehen. Nicht nur darin ähnelt ihr Vorgehen etwa dem von Mel Chin. So lässt sie sich in die Technik des Baumbesteigens einführen und baut zusammen mit einer Aktivistin die phantasiereich mit überlebenswichtigen Utensilien ausstaffierten Konstruktionen, wobei sie generell dem handwerklichen Tun besondere Bedeutung beimisst. In der gespensterhaften „Radical Feminist Pirate Ship Tree Sitting Platform“ hat sie zudem noch das machohaft männliche Abenteuergehabe in feministische Anklage umgedeutet. Auch der Besucher ist quasi in Aktionen eingebunden, weil er etwa das Trainings-Video einer Baumbesetzung erhöht von einer bunten Hängematte aus anschauen kann. In…