3 — Öffnung nach Aussen
Statements
Olu Oguibe
Künstler, Rockville, Connectitut / USA
Die postkoloniale Welt ohne Ende
Die Globalisierung wegen der Pandemie in Frage zu stellen, ist vor dem Hintergrund der jahrtausendalten Geschichte der Seuchen, die, von einem Kontinent zum anderen überspringend, ganze Bevölkerungen und Kulturen zerstören, absurd.
Die Europäer, die vom 15. bis zum 18. Jahrhundert nach Amerika und Ozeanien reisten, haben zahlreiche Krankheiten eingeschleppt, die die einheimische, dagegen nicht immunisierte Bevölkerung ausweideten. Es ist also nichts Neues, und in dem Maße, in dem die Globalisierung als eine neue Entwicklungsphase des Spätkapitalismus verstanden wird, macht die Verbindung mit Ansteckungen wie dem Coronavirus wenig Sinn.
Man hat das Gefühl, dass die Kritik, an der Globalisierung in den 1990er Jahren ausgeschöpft, eine westliche Debatte mit einer paternalistischen Sicht auf den Rest der Welt blieb. Die postkoloniale Welt beteiligte sich kaum daran, weil es kein wirklich gemeinsames, dringendes Anliegen ist. Zudem wurde die Diskussion nicht in gemeinsamen Begriffen geführt. Für den Großteil der Welt außerhalb des Westens ist die Globalisierung ein jahrhundertealter Tatbestand, die, dem Kapitalismus vorausgegangen, ihn hervorgebracht hat. Das Aufkommen von Kritik, die diese Geschichte verzerrte, schien nicht uns nicht nur, sondern ist auch bis heute ziemlich seltsam und eigennützig.
Der Kolonialismus hat viele Gesellschaften ihrer Fähigkeit zur Nachhaltigkeit beraubt, so dass heute für Millionen von Menschen die Zuflucht im Westen notwendig ist. Was wir in den letzten Jahrzehnten, und vor allem in jüngster Zeit, erleben, ist das Wiedererstarken des Nationalismus im Westen, dessen Anhänger den postkolonialen Bevölkerungen das Recht, anderswo zu leben, absprechen….